Hast Du manchmal auf die Nase voll? Was zum Teufel sollst Du denn noch tun, um fit und gesund zu bleiben – ohne Familie, Job und andere Verpflichtungen zu vernachlässigen? Dieses wenig bekannte Modell aus dem Zirkus hilft Dir beim Dranbleiben.
Fragst Du Dich manchmal, wie Du all die guten Fitnessratschläge umsetzen sollst?
Gesund essen, mehr Gemüse essen, mehr Protein, nicht zu oft essen, nicht zu selten, möglichst unverarbeitet und frisch, nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Kohlenhydrate, gesunde Fette, aber bitte nicht zu spät vor dem Schlafengehen.
Regelmäßig trainieren, schwere Gewichte bewegen, Ausdauer ist aber auch wichtig, am besten hochintensiv, aber mittlere Intensität ist auch wichtig. Sechs Trainingstage pro Woche sind in Ordnung – und vielleicht fragst Du Dich, wie Du drei Einheiten unterbekommen sollst?
Falls Du Dich dabei überfordert fühlst – willkommen an Bord. Das geht nicht nur Dir so, sondern den allermeisten von uns.
Also lass uns den Druck herausnehmen. Du kannst einen Weg zum Ziel finden, an dem Du auch dranbleibst – mit einem guten Gefühl, ohne Stress und Überforderung.
Dabei hilft Dir ein simples, aber wenig bekanntes Gedankenmodell aus dem Zirkus.
Vielen von uns geht es wie Rip Van Winkle in der Fiktion von Washington Irving.
Die mysteriöse Geschichte von Rip Van Winkle
Vielleicht kennst Du die Geschichte von Rip Van Winkle. Ich habe sie als Kind mal gehört.
Es geht darum, dass er eines schönen Herbsttages vor seiner nervenden Frau flüchtet und mit seinem Hund in den Bergen wandern geht.
Dann hört er, wie jemand seinen Namen ruft.
Er sieht einen Mann in niederländischer Tracht, die völlig aus der Mode gekommen ist. Der Mann trägt ein hölzernes Fass den Berg hinauf.
Er bietet seine Hilfe an und unterstützt ihn beim Tragen. Plötzlich hört er hölzerne Geräusche.
Sie kommen aus einem kleinen Tal, in dem eine Gruppe bärtiger Männer Kegeln spielt. Sie bieten ihm Mondschein an, einen Whiskey. Illegal gebrannten Whiskey.
Er kostet davon und plötzlich … fällt er in einen tiefen Schlaf. Als er aufwacht, fühlt er sich sonderbar.
Seine Muskete ist rostig, verrottet. Sein Bart, einen halben Meter lang. Sein Hund nirgends zu sehen.
Als er in sein Dorf zurückkehrt, sieht er nur Fremde. Seine Frau ist tot. Seine besten Freunde in einem Krieg gefallen oder weggezogen.
So etwas passiert oft, wenn wir über Fitness reden. Etwas passiert, und aus einer „kurzfristigen“ Trainingspause werden Monate und Jahre.
Schlagartig wachst Du auf, und siehst Deine Füße nicht mehr, weil ein Bauch davor ist. Wie konnte das passieren?
Manchmal passiert es schlagartig, manchmal schleichend. Das Ergebnis ist das Gleiche: Du entwickelst blinde Flecke in Lebensbereichen, die kritisch wichtig sind, damit Du Dir und Deiner Fitness guttust:
Ohne Gesundheit ist alles nichts.
Je länger Du die Augen schließt, desto größer wird dieser blinde Fleck. Und desto mehr Energie wird es Dich kosten, das Ruder wieder herumzureißen.
Egal, an welcher Stelle Du gerade stehst: Es ist okay. Denn Veränderung ist möglich. Stressfrei möglich, wenn Du es richtig angehst.
Du kannst eine gesunde, bessere Ernährungsroutine entwickeln, die sich genau richtig anfühlt und die Dich schlank und fit bleiben lässt. Das Gleiche gilt fürs Training.
Der Rip Van Winkle Effekt: Wie ein blinder Fleck entsteht, wenn Du Erfolg hast
Wenn Du Dich umschaust, siehst Du, wie mehr und mehr Fitnessstudios und CrossFit Boxen aus dem Boden schießen.
Vielleicht hast Du bemerkt, dass die meisten Gyms inzwischen auf Funktionelles Training setzen – also Krafttraining, das sich an natürlichen Bewegungsmustern orientiert.
Dabei tritt das Training an Kraftmaschinen immer mehr in den Hintergrund.
Warum ist das so?
Vielleicht liegt’s am Preisunterschied: Eine hochwertige Workout-Maschine kann 10.000 Euro und mehr kosten – eine gute Langhantel (Tipps hier im Starter-Kit) bekommst Du viel günstiger. Aber das ist es nicht.
Workout-Maschinen lassen sich gut vermarkten.
Sie suggerieren Neukunden, dass Du nicht viel mehr machen musst, als Dich an die Maschine zu setzen – das Gerät mach dann den Rest für Dich.
Außerdem ist das Training an Kraftmaschinen technisch wenig anspruchsvoll. Wer an einer Maschine trainiert, kann nicht viel falsch machen.
Das Studio benötigt weniger Trainer.
So können die Personalkosten gesenkt werden und die hohen Anfangsinvestitionen haben sich schnell amortisiert.
Warum also? Warum findest Du in Fitnessstudios immer mehr „Functional“ Flächen mit freien Gewichten, auf denen oft auch (betreuungsintensive) Kurse angeboten werden?
Der simple Grund:
Die Herde ist weiter gezogen.
Wenn Du Dir die meisten Fitnessstudios anschaust – auch die der großen Ketten –, dann findest Du dort anteilig weniger und weniger Kraftmaschinen und mehr freie Trainingsmöglichkeiten.
Es hat sich herumgesprochen, dass das Training mit freien Gewichten dem Maschinentraining in vielerlei Hinsicht überlegen ist.
„Back to the roots.“ – Ich mag den Gedanken.
Stell‘ Dir vor, Du hast ein Studio und mit Maschinentraining lange Jahre gutes Geld eingenommen. Und auf einmal kommt da jemand und sagt Dir: „Hey, das Training mit freien Gewichten ist jetzt wieder groß im Kommen.“
Vielleicht wärst Du auch skeptisch, weil Du vor 15 Jahren schon mal einen neuen Trend mitgemacht hast. Aber das, was Du jetzt tust, funktioniert für Dich – und Du kommst in diesen Mondschein-Modus.
Du fällst in einen Tiefschlaf – und es wird Dein blinder Fleck.
Wir haben alle blinde Flecken – auch ich.
Es muss 12 oder 13 Jahre her sein, da erstellte mir meine damalige Trainerin einen Trainingsplan, der mir für mehrere Monate tolle Fortschritte bescherte.
Ich fühlte, wie ich mit jeder Trainingseinheit stärker wurde.
Also blieb ich dran. Nach diesem Plan trainierte ich bestimmt ein Jahr lang.
Rückblickend trat ich allerdings ein Dreivierteljahr auf der Stelle.
Denn zwei Dinge waren mir nicht bewusst:
- Du solltest Deinen Trainingsplan alle paar Monate anpassen, um neue Trainingsreize zu setzen und weiterhin Fortschritte zu machen.
- Wenn Du langfristig erfolgreich sein willst, solltest Du Kennzahlen tracken, die Dir zeigen, ob Dein Trainingsprogramm wirklich funktioniert (zum Beispiel mit dieser App). Je früher Du Leistungsplateaus erkennst, desto früher kannst Du reagieren.
Das war mein blinder Fleck.
War ich fokussiert? Absolut. Aber während mein Körper sich veränderte, tat ich weiterhin das, was anfangs funktioniert hatte – und trat auf der Stelle.
Was uns zum zweiten Punkt heute bringt.
Die Magie der Ablenkung – Fluch oder Segen?
Ablenkung ist das Gegenteil von Fokus. Gut möglich, dass ein blinder Fleck durch Ablenkung bald verschwindet.
Tatsächlich fällt es vielen Menschen schwer, sich auf eine einzelne Sache zu fokussieren.
Jedesmal, wenn sie von einer „neuen, besseren Methode“ hören, rennen sie ihr nach.
Diäten sind ein wunderbares Beispiel. Es gibt die Blutgruppendiät, Atkins, die Paläo Diät, Vegan for Fit, die Kämpfer Diät, Saft- und Intermittierendes Fasten, HGC, die anabole, die metabole Diät und jedes Jahr kommen neue dazu.
Vorher-Nachher-Bilder suggerieren, was Du in nur 30, 60 oder 90 Tagen erreichen kannst.
Wir glauben, die nächste Diät würde unser Problem für uns lösen. Das ist ein Trugschluss.
Wenn es um Dich und Deinen Körper geht, dann ist die Lösung immer die gleiche.
Diäten haben einen Startpunkt und sie haben ein Ende.
Aber wenn Du Deine Ernährung veränderst, weil Du Deinen Körper verändern willst, darfst Du den Prozess genießen.
Du darfst damit rechnen, Dein Ernährungsmodell so sehr zu lieben, dass Du für die nächsten 5 oder 10 Jahre an ihm dranbleibst.
Wenn Du Dir diese Frage im Voraus stellst, kannst Du 90% der vermeintlichen „Wunderwaffen“ von vornherein aussortieren.
Das Gleiche gilt auch für andere Lebensbereiche.
Denk‘ an Deinen Job.
Wenn ich Menschen coache, dann kostet mich das viel Energie. Während des Coachings bin ich zu 100% präsent und blende alles andere aus. Ich bereite mich vor und ich bereite jedes Gespräch nach. Weil mir das wichtig ist – Zeit für meine Kunden haben – betreue ich selten mehr als 10 Kunden gleichzeitig.
Selbst meine Podcasts: Auch, wenn eine Folge nur 15 oder 30 Minuten lang ist, kostet die Produktion etwa einen halben Tag.
Was ich damit sagen will, ist folgendes:
Wenn Du Dir Ziele setzt und erfolgreich sein willst, darfst Du Dich entscheiden, langfristig dranzubleiben.
Daher kommt die Frage: Bist Du ein Dranbleiber?
Wie bereits erwähnt: Die Welt dreht sich weiter, die Rahmenbedingungen ändern sich kontinuierlich.
Wir dürfen akzeptieren, dass permanente Veränderung ein Teil unseres Lebens ist, der über Ernährung und Training hinaus geht.
Was gestern funktioniert hat, funktioniert morgen vielleicht auch. Vielleicht aber auch nicht.
Wie stellst Du sicher, dass Du Dich nicht verzettelst? Wo liegt die goldene Mitte zwischen Fokus und Ablenkung?
Das Konzept der rotierenden Teller – wie Du die richtigen Fitness-Routinen entwickelst, so dass Du nackt gut aussiehst
Ohne Fokus gibt es keinen Fortschritt.
Aber was Du riskierst, ist ein blinder Fleck. Andererseits ist Zerstreuung nicht die beste Lösung: Wer sich zu sehr ablenken lässt, tritt auch auf der Stelle. Bestenfalls.
Du willst die richtige Mischung aus beidem finden – Fokus und Ablenkung. Dabei hilft Dir die Idee der rotierenden Teller.
Das Konzept der rotierenden Teller ist simpel.
Bestimmt hast Du schonmal einen Künstler gesehen, der einen Teller auf einem Stab rotieren lässt.
Der Teller rotiert schneller und schneller, bis er eine bestimmte Drehzahl überschreitet.
Dann stellt er den Stab mit dem rotierenden Teller ab und widmet sich dem nächsten Teller, den er ebenfalls in Rotation versetzt, bis er ebenfalls schnell genug ist.
Während Du Teller Nummer zwei abstellst, hat der erste Teller ein wenig Momentum verloren.
Bevor Du einen dritten Teller beschleunigst, darfst Du erst Teller eins und dann Teller zwei wieder etwas Schwung geben, damit sie nicht instabil werden.
Das ist die eigentliche Lösung, wenn Du nackt gut aussehen willst.
Wenn Du einen blinden Fleck vermeiden willst, weil Du in den Scheuklappen-Modus geschaltet hättest und Dein Leben an Dir vorbeigezogen wäre – dann solltest Du das Modell der rotierenden Teller in Deinem Leben anwenden.
So habe ich vor Jahren die Fitness-Routinen aufgebaut, an denen ich auch heute noch dranbleibe – Schritt für Schritt, einen Teller nach dem anderen.
Hier sind einige Beispiele aus der Ernährung:
- Eiweißhaltige Lebensmittel – mit jeder Mahlzeit mindestens 30 Gramm.
- Täglich frisches Gemüse und Obst – idealerweise 10 Portionen am Tag.
- Gesunde Fette – Butter, Kokos- und Fischöl sind nur einige Beispiele.
- Vitamine und Mineralstoffe – was fehlt, ergänze ich gezielt.
Und wenn wir über Training reden:
- Richtiges Krafttraining – Mit drei Trainingseinheiten pro Woche kannst Du Dir einen Körper erarbeiten, der sich in Hollywood sehen lassen kann.
- Kardiotraining und Bewegung im Alltag – Keine Zeit? Dann kannst Du versuchen, Dich im Alltag mehr zu bewegen. 10.000 Schritte am Tag sind ein gutes Ziel. Du verbrennst mehr Kalorien, ohne zu schwitzen (und in den meisten Fällen ohne zusätzlichen Zeitaufwand).
Einige Menschen fragen sich, wie Du das alles auf einmal bewältigen sollst.
Kannst Du nackt gut aussehen – ohne im Hamsterrad zu landen?
Ja, das kannst Du.
Für jemanden, der noch nie Teller rotieren ließ, erscheint die Herausforderung extrem anspruchsvoll – vielleicht hält er sie sogar für unmöglich.
Aber wenn Du gelernt hast, Teller in Rotation zu versetzen und wenn sie die kritische Drehzahl erst einmal erreicht haben, dann ist es Routine.
Dann machst Du fast beiläufig die Dinge, die Dich fit halten.
So wie Eltern, die jeden Tag für ihre Kinder da sind – oder Coaches, die täglich Menschen dabei helfen, nackt gut auszusehen.
Während Du lernst, Teller rotieren zu lassen, kannst Du Dich auf Deine täglichen Ziele fokussieren und neue Gewohnheiten entwickeln, während Du dranbleibst.
Dann geht es Dir nicht wie Rip van Winkle, der für immer an einem Ort verharrte, während alles andere um ihn herum sich veränderte.
Und andererseits versuchst Du nicht, jeden Schmetterling einzufangen, der Dir über den Weg flattert.
Die Lösung sind rotierende Teller.
Fazit
Wenn es Dir geht wie mir, wirst Du Dich immer an Rip van Winkle erinnern.
Wenn Du nackt gut aussehen willst, dann darfst Du Dich fokussieren: Ohne Fokus gibt’s keinen Fortschritt. Aber wenn Du Dich zu sehr fokussierst, riskierst Du einen blinden Fleck.
Andererseits ist es auch keine gute Idee, wenn Du jedem neuen Trend hinterherjagst und Dich von allem ablenken lässt, was in Dein Sichtfeld kommt.
Um das beste aus beiden Welten zu bekommen, brauchst Du ERST den Fokus.
Du fokussierst Dich NUR auf Dein Ziel. Vielleicht ist es eine Sache, die Du in Deiner Ernährung veränderst, vielleicht ist es das Training, mit dem Du anfängst oder Du nimmst Dir vor, jeden Tag in Deinem Ziel zu „baden“.
Sobald das zur Gewohnheit geworden ist, ERGÄNZT Du den nächsten Teller.
Nach einiger Zeit werden die Leute Dich fragen, wie Du das alles hinbekommst – Arbeit, Familie, Freunde UND nackt gut aussehen. Und Du weißt: Rückblickend war es ganz leicht.
Es ist kein Geheimnis.
Frage: Was ist EINE gesunde Gewohnheit, auf die Du ab heute den Fokus legen willst? Eine Sache, die Dir leicht fällt? In welchen Situationen hast Du Dich in der Vergangenheit zu sehr ablenken lassen? Wo war ein blinder Fleck entstanden? Teile Deine Erfahungen – schreib einen Kommentar.
Fotos im Artikel „blinder Fleck“: © Shutterstock.com: Jacob Lund, Satyrenko, Gordana Sermek.