Ist Milch ungesund, verursacht sie Pickel, Herzprobleme oder gar Krebs?
Oder sind Milchprodukte gesund, helfen beim Fettabbau und Muskelaufbau?
In diesem Artikel erfährst Du alles, was Du wissen musst. Über Milch und wie sie auf Deinen Körper wirkt.
Du erfährst, ob Milch ungesund oder gesund ist. Ob Du sie brauchst oder nicht. Ob sie Muskeln oder Pickel macht. Ob sie Fett oder Knochen abbaut. Ob Du laktoseintolerant bist. Ob Bio Milch besser ist. Und vieles mehr…
Ist Milch ungesund oder gesund: Warum die Diskussion?
Wenn Du nach einem Gesprächsthema suchst, frag‘ doch einfach mal in Deinem Bekanntenkreis: „Trinkst Du eigentlich Milch?“
Und dann hakst Du nach… „Warum?“
Wahrscheinlich fällt die Antwort ähnlich bunt aus wie in der Dranbleiber Community, als ich die Frage kürzlich auf Facebook stellte:
Da liegt einiges an Zündstoff auf dem Tisch!
Kein Wunder, denn über Milch kursieren viele Mythen und Meinungen, viele widersprechen sich sogar:
- „Ist es nicht unnatürlich, wenn wir die Muttermilch anderer Tiere trinken?“ Die Frage ist berechtigt.
- Milch gebe starke Knochen, sagt vielleicht die Werbung. Aber Milch schwäche die Knochen, lesen wir im Internet.
- Milch und Muskelaufbau sind schon lange ein Paar. Aber es soll auch Nebenwirkungen geben. Pickel. Vielleicht sogar Krebs…
- Nein, Milch sei gesund, liest man. Sie enthalte doch viele wertvolle Vitamine und Mineralien.
- Und was ist mit den Milchfetten? Sie haben schon lange den Ruf, das Herz zu schädigen.
- Moment: Neuerdings hört man aber, gerade das Fett der Milch sei am wertvollsten – gerade fürs Herz.
Was stimmt denn nun? Wer soll da noch durchblicken?
Wer über tierische Produkte wie Milch redet, sieht sich früher oder später auch mit der ethischen Frage konfrontiert. Es ist wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Und es gibt viele Plattformen dazu.
Hier auf MarathonFitness möchte ich diese Diskussion gerne ausklammern. Einige von uns essen tierische Produkte, andere verzichten darauf.
Denn wir haben ein gemeinsames Ziel: Wir entscheiden uns – jeder für sich und jeder auf seine Weise – für einen gesunden, fitten Körper. Ob mit Milch oder ohne.
Milchmädchenrechnung? Eine 8-Minuten-Agenda in 8 Akten
Ist Milch ungesund oder nicht? Wenn Du die folgende Geschichte in 8 Akten aufmerksam liest, kennst Du die Antwort.
- Was ist Milch?
- Ist Bio Milch besser als konventionelle Milchprodukte?
- Ist es „natürlich“, wenn Du Kuhmilch trinkst?
- Was ist eine Laktoseintoleranz und woran erkennst Du sie?
- Ist Milch ungesund für die Knochen?
- Fördert der Muskelmacher Milch vielleicht auch Akne und Krebs?
- Wie wirkt der Milchkonsum sich auf Fettstoffwechsel, Herz-Kreislauf-System und Diabetesrisiko aus?
- Welche Milchprodukte sind am besten?
Die Lesezeit beträgt etwa 8 Minuten.
1. Was ist Milch?
Milch ist eine weiße, leicht süße Flüssigkeit, die in den Milchdrüsen von Säugetieren gebildet wird.1
Milchprodukte sind sehr nahrhaft: Sie liefern alles, was ein junges Säugetier benötigt.
Kuhmilch enthält 87% Wasser und 13% feste Bestandteile, darunter Proteine, Fette, Mineralien und Vitamine.
Die Nährwerte von Vollmilch im Überblick.
Muskeln, Zellen und Organe von Menschen und Kälbern ähneln sich. Daher liegt der Gedanke nahe, Kuhmilch sei auch für uns Menschen eine gute Nährstoffquelle.
Milch Vitamine und Mineralstoffe
Kuh- und Muttermilch enthalten die gleichen Nährstoffe, wenn auch in unterschiedlichen Zusammensetzungen (siehe Tabelle).
Kuhmilch ist besonders reich an folgenden Mikronährstoffen (pro 100 ml / % des Tagesbedarfs nach DGE):
- Calcium – 12%
- Vitamin B2 (Riboflavin) – 11%
- Vitamin B12 – 13%
- Phosphor – 12%
- Kalium – 8%
Außerdem enthält sie Vitamin A, Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B6, Selen, Zink und Magnesium in nennenswerten Mengen.
Im Gegensatz zu Mineralien sind Vitamine hitzeempfindlich. Je nach Herstellungsverfahren können einige von ihnen verloren gehen:
- Rohmilch – alle Vitamine (kann allerdings Krankheitskeime enthalten)
- Vorzugsmilch – alle Vitamine (strenger kontrollierte Rohmilch)
- Frische/Längerfrische Milch – 10% weniger Vitamine (kritische Keime sind abgetötet)
- H-Milch – 20% weniger Vitamine (keimfrei)
Milch ist ein Lebensmittel mit einer hohen Mikronährstoffdichte pro Kalorie.
Wie sieht’s mit den „Makros“ aus – Eiweiß und Fett?
Milchprotein
Milchprodukte enthalten hochwertige vollständige Proteine wie Whey, Casein und Lactalbumin.
In meinem Eiweiß-Ebook erfährst Du mehr über die verschiedenen Proteinarten, die in Milch enthaltenen sind.
Während Trinkmilch mit 4,8 % Kohlenhydraten mehr Zucker als Eiweiß (3,3 %) enthält, können andere Milchprodukte außergewöhnliche Eiweißquellen sein. Quark liefert über 12 % Eiweiß, Harzer Käse sogar knapp 30 %.
Aus Casein entstehen so genannte Casomorphine, die eine schmerzstillende, entspannende Wirkung haben und gute Gefühle machen.2 Sie verstärken die Bindung des Jungen an seine Mutter und beruhigen es.
Die Casomorphine der Kuhmilch sind etwa zehnmal potenter als die der menschlichen Muttermilch.3
Milchfett
Verschiedene Milchprodukte können sich in ihrer Zusammensetzung teils erheblich unterscheiden. Harzer Käse enthält beispielsweise fast zehnmal so viel Protein wie Milch, aber nahezu kein Fett und keine Kohlenhydrate.
Die Zusammensetzung der Milchfette ist sehr komplex. Sie können hunderte verschiedener Fettsäuren enthalten, von denen viele sehr gesund sind.4
Zwei dieser Fettsäuren sind die konjugierten Linolsäuren und die Alpha-Linolensäure:
- Konjugierte Linolsäuren (CLA): Studien weisen darauf hin, dass diese Fettsäuren das Risiko senken könnten, an Arteriosklerose, Krebs oder Diabetes zu erkranken. Sie sollen auch den Fettstoffwechsel ankurbeln und dabei helfen, Körperfett zu reduzieren.5
- Alpha-Linolensäure gehört zu den Omega-3-Fettsäuren, die die Arterienwände elastisch halten und damit Herz und Kreislauf schützen.
Achtung, wenn Du auf fettarme Milchprodukte setzen solltest: Die gesunden Fettsäuren und fettlöslichen Vitamine fehlen dann natürlich auch.
Key Facts - Was ist Milch?
Milch ist sehr nahrhaft. Sie enthält fast alle Nährstoffe, die wir zum Leben benötigen – darunter wertvolle Proteine, Fette, Vitamine und Mineralien.
Je nach Milchprodukt kann die Nährstoff-Zusammensetzung stark variieren. Nur Roh- und Vorzugsmilch enthält noch alle Vitamine.
2. Ist Bio Milch besser als konventionelle Milchprodukte?
Das Futter macht den Unterschied.
Kühe sind Grasfresser. Eigentlich.
Konventionell gehaltene Kühe fressen aber überwiegend Mais oder Kraftfutter. Es ist nicht selbstverständlich, dass Kühe aus konventioneller Tierhaltung überhaupt Gelegenheit zum Grasen bekommen.
Das hat betriebswirtschaftliche Gründe. Konventionell gehaltene „Turbokühe“ können pro Tag über 40 Liter Milch liefern, eine Bio-Kuh etwa 20 Liter.6
Laut EU-Ökoverordnung muss das Futter einer Bio-Kuh zu über 60% aus Gras und Heu bestehen.7
Die Milch grasgefütterter Kühe enthält wesentlich mehr Omega-3-Fettsäuren und bis zu 500% mehr CLA.89
Außerdem enthält Bio Milch deutlich mehr fettlösliche Vitamine als die Milch konventionell gehaltener Tiere.
Dazu gehört auch Vitamin K2, das eine Schlüsselrolle im Calciumstoffwechsel spielt und wichtig für die Gesundheit von Knochen und Herz ist.10111213
Bio Milch ist besser.
Das sagt auch die Stiftung Warentest, die eine Reihe von Vollmilch-Erzeugnissen in einem Vergleichstest gegenüberstellte. Die meisten Nährstoffe lieferten dabei Demeter und Neuform Produkte – vor den Bioprodukten der Discounter, die normalerweise das etwas weniger strikte EU-Bio-Siegel tragen.
Auch, wenn 1 Liter Biomilch etwa doppelt so teuer ist wie herkömmlich produzierte Milch – unter dem Strich lieferten die meisten Bio-Marken etwa doppelt so viel CLA und Omega-3-Fette pro Kalorie.
Key Facts - Ist Bio Milch besser?
Die Milch von Kühen, die mit Gras gefüttert wurden, enthält deutlich mehr fettlösliche Vitamine und gesunde Fettsäuren. Die Investition in Bio Milch lohnt. In den meisten Fällen bekommst Du das, wofür Du bezahlst.
In einem Vergleichstest schneidet die teuerste Vollmilch von Demeter und Neuform auch am besten ab.
3. Ist es „natürlich“, Kuhmilch zu trinken?
Es erscheint tatsächlich sonderbar, dass wir Menschen nicht nur das einzige Säugetier sind, das auch im Erwachsenenalter Muttermilch trinkt. Wir sind auch das einzige Lebewesen, das die Milch einer einer anderen Spezies konsumiert.
Andererseits sind wir schon vor langer Zeit auf den Geschmack gekommen: Menschen essen Milchprodukte schon seit gut 10.000 Jahren, in den Jahrtausenden entwickelte sich eine wachsende Milchwirtschaft.14
10.000 Jahre erscheint wie ein langer Zeitraum, aber es sind nur 350 Generationen. Genetisch passiert da nicht viel.
Das legt den Schluss nahe, dass wir Milchprodukte zum Leben nicht zwangsläufig brauchen.
Und bei einigen Völkern hat sich offensichtlich trotz allem eine genetische Variation durchgesetzt. Diese Menschen haben die Fähigkeit entwickelt, Milchprodukte als Teil ihrer täglichen Nahrung zu verdauen.15
Die Tatsache, dass viele von uns sich über Jahrtausende an den Konsum von Milchprodukten angepasst haben, ist ein ziemlich gutes Argument dafür, dass es für diejenigen Erwachsenen, die sie vertragen, „natürlich“ ist, wenn sie Milchprodukte von Wiederkäuern essen.
Key Facts - Ist Milchkonsum natürlich?
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das auch im Erwachsenenalter Lebensmittel konsumiert, die aus der Muttermilch einer anderen Spezies hergestellt werden. Dies ist allerdings erst seit knapp 10.000 Jahren der Fall.
Viele Völker haben eine genetische Veranlagung dazu entwickelt, auch als Erwachsene Milchprodukte zu verdauen. Dass die meisten Menschen in Europa diese Fähigkeit mitbringen, ist ein gutes Argument dafür, dass es natürlich ist, Milch zu trinken.
4. Ist Milch gesund oder nicht (I) – Laktoseintoleranz
Laktose ist das hauptsächlich in Milchprodukten enthaltene Kohlenhydrat.
Der „Milchzucker“ besteht aus zwei Einfachzuckern, Glukose und Galaktose.
Was ist eine Laktoseintoleranz?
Als Säugling produziert Dein Körper ein Verdauungsenzym namens Laktase, das Laktose aufspaltet. Viele Menschen verlieren diese Fähigkeit allerdings, wenn sie älter werden.16
Weltweit ist Laktoseintoleranz die Regel (8 von 10 Menschen), während sie bei uns die Ausnahme ist (2 von 10 Menschen). In Skandinavien kann sogar fast jeder Mensch Laktose verdauen.17
Welche Laktoseintoleranz Symptome treten auf?
Die auffälligsten Laktoseintoleranz Symptome sind Verdauungsprobleme, darunter:
- Blähungen
- Völlegefühl
- Übelkeit
- Durchfall
- Verstopfung
- Krampfartige Bauchschmerzen
- Knurrender Magen
Laktoseintolerante Menschen vertragen oft jedoch fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und Kefir oder fettreiche Milchprodukte wie Butter.18
Eine Milchprotein-Allergie („Milchallergie“), unter der Kinder leiden können, ist etwas anderes als eine Laktoseintoleranz. Bei Erwachsenen tritt die Milchprotein-Allergie nur selten auf.
Laktoseintoleranz Test: So stellst Du fest, ob Du Milchprodukte verträgst
Falls eins oder mehrere der Laktoseintoleranz Symptome immer dann auftreten, wenn Du zuvor Milchprodukte gegessen hast, lohnt eine Probe aufs Exempel:
- Verzichte für 14 Tage konsequent auf alle Lebensmittel, die Milchzucker enthalten wie Milch, Sahne, Quark oder Schokolade.
- Fermentierte Milchprodukte wie Hartkäse, Naturjoghurt oder Kefir sind in der Regel weniger kritisch. Sie enthalten die Laktose nur noch in Spuren. Der Rest wurde durch die Fermentierung abgebaut. Butter ist übrigens laktosefrei.
- Fertignahrungsmittel können ebenfalls Laktose enthalten. Der Blick aufs Etikett ist sinnvoll.
- Wenn die 2 Wochen vorüber sind, beginnst Du, wieder laktosehaltige Milchprodukte zu verzehren.
Sollten die Symptome erst verschwunden und danach wieder aufgetreten sein, kann es tatsächlich sein, dass Dein Körper keine Laktase herstellt.
Dann solltest Du Dich von einem Arzt beraten und die Diagnose bestätigen lassen.
Key Facts - Vorteile von Milchprodukten
Weltweit ist eine Laktoseintoleranz zwar die Regel – etwa 3/4 der erwachsenen Weltbevölkerung fehlt das Verdauungsenzym Laktase. Bei uns sind die meisten Menschen allerdings in der Lage, Milchzucker zu verdauen.
Die Diagnose zur Laktoseintoleranz führt über einen 14-tägigen Verzicht auf laktosehaltige Produkte und einen Besuch beim Arzt.
5. Ist Milch ungesund oder nicht (II) – Knochen und Zähne
Calcium ist eines der wichtigsten Mineralien. Viele Deiner Knochen und Milchprodukte enthalten viel Calcium.
Daher erscheint es nur logisch, dass Milch gesund für die Knochen ist.
Die DGE und andere große Ernährungs-Verbände empfehlen Milch als „Calciumlieferant Nr. 1“. 2-3 Gläser decken den empfohlenen Tagesbedarf.19
Paradoxerweise stehen Milchprodukte auch im Verdacht, Knochenschwund zu fördern. Dieser Verdacht beruht auf der Beobachtung, dass Osteoporose in Ländern, in denen viel Milchprodukte konsumiert werden, häufiger auftritt als in Ländern, in denen wenig Milch getrunken wird.
Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass Milch auch die Ursache für die brüchigeren Knochen ist (Korrelation vs. Kausalität). Tatsächlich gibt es sehr viel mehr Unterschiede zwischen diesen Bevölkerungsgruppen als nur den Milchkonsum.
Es gibt tatsächlich eine Vielzahl von Studien, die diese These widerlegen und belegen, dass Milch die Knochen stärkt, das Osteoporose-Risiko senkt und Knochenbrüche bei älteren Menschen, die Milchprodukte konsumieren, seltener auftreten.2021222324252627
Milch enthält außerdem weitere Stoffe, die starke Knochen brauchen: Protein, Phosphor und – wenn es Vollfett-Biomilch ist – Vitamin K2.
Key Facts - Risiken von Milchprodukten
Viele Studien belegen die positiven Effekte von Milchprodukten auf die Knochengesundheit: Bei Jüngeren kann sie die Knochendichte erhöhen und bei Älteren das Risiko von Knochenbrüchen senken.
6. Ist Milch ungesund oder nicht (III) – Muskelaufbau, Akne und Krebs
Milchprodukte stimulieren die Ausschüttung der IGF-1 Wachstumshormone im Körper.
IGF-1 hilft Dir dabei, stärker und muskulöser zu werden.
Aber es könnte auch Nebenwirkungen mit sich bringen…
Akne – Bekommst Du Pickel, wenn Du Milch trinkst?
Milchprodukte stehen seit langem schon im Verdacht, Akne zu fördern.28
Der Verzicht auf Milch- und Getreideprodukte führte in einigen Studien zwar zur Besserung der Akne.2930
Aber es ist zusätzliche Forschung notwendig, um einen direkten Zusammenhang zwischen Milchprodukten und Akne herzustellen.3132
Wenn es diesen Zusammenhang geben sollte, dann ist er bestenfalls schwach ausgeprägt.3334
Der Mechanismus wäre dann indirekter Natur: Die Ausschüttung des Muskelaufbau-Hormons IGF-1 könnte Akne begünstigen – und die Hormonausschüttung wird durch die Milchproteine Whey und Casein getriggert.3536373839
Krebs – Steigt Dein Krebsrisiko durch Milchprodukte?
Vielleicht besteht dieser indirekte Zusammenhang auch in puncto Krebs.
Die körpereigenen Wachstumshormone stehen jedenfalls im Verdacht, das Risiko einiger Krebsarten zu erhöhen.40
Interessanterweise ist das Bild aber auch hier nicht schwarz oder weiß. Es gibt Hinweise, der Milchkonsum erhöhe Prostatakrebs beim Mann, senke aber das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.414243
Allerdings scheint der Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Prostatakrebs nur schwach zu sein: Einige Studien deuten auf ein um etwa 1/3 erhöhtes Risiko hin, während andere keine Korrelation finden.4445
Key Facts - Milch und Akne
Milchproteine fördern die Ausschüttung der körpereigenen Wachstumshormone und helfen Dir beim Muskelaufbau.
Allerdings stehen die gleichen Hormone auch im Verdacht, Akne zu fördern. Einen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt es bislang aber noch nicht. Wenn es einen Zusammenhang gibt, ist er nur schwach.
Einige Studien deuten darauf hin, dass der Konsum von Milchprodukten das Risiko erhöhen könnte, an Prostatakrebs zu erkranken. Andererseits scheinen Milchtrinker seltener an Darmkrebs zu leiden.
7. Ist Milch gesund oder nicht (IV) – Fettstoffwechsel, Diabetes und Herzerkrankungen
Milch enthält viele gesättigte Fette.
Ende des letzten Jahrtausends dachte man noch, gesättigte Fette seien ungesund und förderten Fettleibigkeit, Diabetes Typ-2 und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Inzwischen weiß man, das das nicht nur nicht stimmt – sondern oft auch das Gegenteil der Fall ist.
Es gibt inzwischen viele Studien, die Vollfett-Milch ein Image als „Good Guy“ für den Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System verleihen:
- Fettabbau: Vollfett-Milchprodukte scheinen ein wirksames Mittel gegen Fettleibigkeit zu sein.46
- Diabetes Typ-2: Eine mit über 3700 Probanden durchgeführte Studie deutet darauf hin, dass Vollfett-Milchprodukte die Blutfettwerte, Entzündungsmarker und die Insulin-Empfindlichkeit verbessern und das Risiko, an Diabetes Typ-2 zu erkranken, um über 60% senken.47 Andere Studien weisen in die gleiche Richtung.48495051
- Herzerkrankungen: Ob Milchprodukte gut fürs Herz sind oder nicht, hängt vermutlich damit zusammen, wie die Kühe gehalten und gefüttert werden. Einerseits konnte eine Meta-Studie, die die Ergebnisse von 10 Studien analysierte, keinen signifikanten Zusammenhang herstellen.52 Andererseits deuten Studien, die aus Ländern stammen, in denen die meisten Kühe mit Gras gefüttert werden, darauf hin, dass Vollfett-Milchprodukte das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung deutlich senken können.5354 Laut einer Australischen Studie sogar um fast 70%.55
Key Facts - Fettstoffwechsel, Diabetes und Herzerkrankungen
Studien deuten darauf hin, dass Vollfett-Milchprodukte von grasgefütterten Kühen das Risiko an Fettleibigkeit, Diabetes und Herzleiden zu erkranken, senken.
8. Welche Milchprodukte sind am besten?
Vollfett-Milch von Kühen, die mit Gras und Heu gefüttert wurden oder auf Weideland aufgezogen wurden, ist am gesündesten.
Sie enthält mehr wertvolle Fette und fettlösliche Vitamine, besonders Vitamin K2.
Wenn Du Dich fragst, woran Du erkennst, ob die Kühe mit Gras gefüttert wurden, hast Du folgende Optionen:
- Du kennst den Milchbauern und hast Dir vielleicht sogar vor Ort ein eigenes Bild davon gemacht, wie seine Kühe gehalten werden und welches Futter sie bekommen. Dies ist die beste, aber für viele auch am schwersten umsetzbare Möglichkeit. Schließlich hat nicht jeder von uns einen Milchbauern in seiner Nachbarschaft, der seine Kühe nur mit Gras füttert.
- Du achtest auf das Bio-Siegel. Laut EU-Bio-Verordnung müssen Bio-Kühe mindestens 60% Grünzeug bekommen.
Einige Siegel machen zusätzliche Vorgaben, die allerdings weich formuliert sind: „Im Sommer muss überwiegend Grünfutter gegeben werden.“ (Demeter und Bioland) „Im Winter soll ein möglichst hoher Anteil Heu gegeben werden.“ (Demeter).56
Auch wenn dies leider keine 100%-Vorgaben sind – die Nährstoffanalyse der Stiftung Warentest lässt vermuten, dass Demeter und Bioland Kühe mehr Gras fressen als andere Bio-Kühe.
Es würde diesen ohnehin schon langen Artikel sprengen, alle Typen von Milchprodukten miteinander zu vergleichen. (Wir finden gleich eine bessere Lösung – lies weiter…)
Welches Milchprodukt für Dich am besten ist, hängt in erster Linie mit Deinem Ziel zusammen. Und mit dem Ernährungskonzept, für das Du Dich entschieden hast.
Hier einige Ideen zur Auswahl geeigneter Lebensmittel:
- Verdauung: Fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und Kefir enthalten probiotische Bakterien, die einen positiven Effekt auf Deine Verdauung haben können.57
- Muskelaufbau und Fettabbau: Quark und Käse sind exzellente Eiweißquellen, die gut sättigen. Meine persönlichen Favoriten sind Magerquark (12.5 % Eiweiß) und Harzer Käse (30% Eiweiß).
- Unverträglichkeiten: Viele Menschen, die Kuhmilch-Produkte schlecht vertragen, kommen mit Erzeugnissen aus Ziegenmilch hingegen gut klar.
Wie bereits erwähnt, musst Du keine Milchprodukte essen, um Fortschritte zu machen. Alle gesunden Nährstoffe, die Milch enthält, kannst Du auch über andere Lebensmittel bekommen. Hier findest Du zum Beispiel andere hochwertige Eiweißquellen.
Wenn Du ganz auf tierische Produkte verzichtest, Deinen Kaffee oder das Frühstück aber dennoch gerne mit Milch genießt, können Hafer-, Reis-, Soja– oder Mandelmilch eine sinnvolle Alternative sein.
Wenn Du diese Lebensmittel im Supermarkt kaufst (Mandelmilch z.B. lässt sich auch gut selbst herstellen), solltest Du auf das Etikett „ungesüßt“ achten. Vielen Produkten ist Zucker zugesetzt.
Es ist eine gute Idee, wenn Du die Nährwertangaben studierst und in Einklang mit Deinem Ernährungsmodell bringst. Milchprodukte variieren stark in Eiweiß-, Zucker- und Fettgehalt. Gleiches gilt für die pflanzlichen Alternativen.
Ein Ernährungstagebuch ist eine einfache Möglichkeit, um den Überblick zu behalten.
Key Facts - Welche Milchprodukte sind am besten?
Die gesündesten Milchprodukte kommen von grasgefütterten Kühen.
Welches Lebensmittel für Dich am besten ist, hängt mit Deinen Zielen zusammen. Wenn Du in den Genuss der gesunden Fette und fettlöslichen Vitamine kommen möchtest, kauf‘ Bio. Wenn Du auf fettarme, proteinreiche Milchprodukte setzt, kommt auch konventionell hergestellte Ware in Frage.
Es gibt leckere pflanzliche Milch-Alternativen. Grundsätzlich solltest Du die Nährwertangaben im Auge behalten, da sie stark variieren können.
Fazit
Ist Milch ungesund oder ist sie gesund? Wenn Du Milchprodukte verträgst und sie gerne isst, dann genieße sie! Es gibt keine schwerwiegenden gesundheitlichen Argumente, die dagegen sprechen. Im Gegenteil, es gibt einige Belege dafür, dass Milch gesund ist.
Auch wenn Bio Milchprodukte oft das doppelte kosten – das Geld ist gut investiert.
Es gibt Top-Athleten, die täglich Milch trinken und solche, die ganz darauf verzichten. Der mehrfache CrossFit Weltmeister Rich Froning, der den Titel „Fittester Mann der Welt“ trägt, schwört beispielsweise auf seine tägliche Portion Milch.58 Der Weltklasse-Triathlet Brendan Brazier ist Veganer und empfiehlt ballaststoffreiches Gemüse, zum Beispiel in einem grünen Smoothie.59
Ich liebe Milchprodukte seit meiner Kindheit und baue sie – je nach Zielsetzung – in mein Ernährungsprogramm ein. Harzer Käse, Quark und Kefir sind gesunde und nährstoffreiche eiweißhaltige Lebensmittel. Ich ergänze sie gerne mit pflanzlichen Alternativen wie Mandelmilch.
Brauchst Du Milch? Sicher nicht. Wie es scheint, gibt es in allen Gruppen kerngesunde Sportler – unter den Milchtrinkern ebenso wie unter denen, die darauf verzichten.
Welches Milchprodukt ist Dein Favorit?
Welches Milchprodukt oder welche pflanzliche Alternative isst oder trinkst Du am liebsten? Welche Nährwerte hat dieses Lebensmittel pro 100 g oder 100 ml (Kalorien, Eiweiß, Kohlenhydrate, Fett)?
Hilf mit, diesen Artikel mit Deinem Beitrag zu einem kleinen Milchprodukte-Archiv für alle Dranbleiber auszubauen.
Wenn Du die Nährwerte Deines Favoriten noch nicht kennst, findest Du sie zum Beispiel hier in 30 Sekunden.
Schau etwas später nochmal vorbei. Wer weiß, vielleicht lernst Du durch den Tipp eines anderen Dranbleibers eine Alternative kennen, die Dein Leben bereichert?
Ich bin gespannt. Schreib einen Kommentar!
Bildquellen im Artikel „Ist Milch ungesund oder gesund?“: © iStockphoto; © Shutterstock.com: somchaij; CC-Lizenz: Just chaos, Caden Crawford, Lord Jim, jules:stonesoup, AmazingAlmonds, katsrcool (Kool Cats Photography) 1,000,000 + View / Flickr.
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