In einem früheren Leben wog Achim 130 kg – bei 1,79 m Körpergröße. Dann entdeckt er die Leidenschaft zum Sport, nimmt ab. Heute, 50 Kilo leichter, hält er sein Gewicht. Er fühlt sich großartig, läuft Ironman. Doch sein Weg war alles andere als direkt …
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Achim ist Ironman. Wenn Du ihm heute begegnest, kannst Du Dir kaum vorstellen, dass er früher einmal 130 Kilo auf die Waage brachte.
Wenn Menschen uns durch ihre Erfolge inspirieren, dann sehen wir meist nur das Endergebnis. Was wir nicht sehen, sind die vielen Umwege und Rückschläge, die dazwischen liegen.
Achim verfolgte viele Jahre das falsche Ziel: „Abnehmen.“ Fast hätte er den ultimativen Preis dafür gezahlt. Dies ist seine Geschichte.
„Moin moin, Achim…!“
Mark: … danke, dass Du Deine Geschichte teilst! Stell Dich doch kurz vor.
Achim: Ich bin Achim Speck, 31 Jahre alt, leitender Angestellter, ausgebildeter Fachinformatiker für Systemintegration und Geek.
In der Freizeit schlägt mein Herz vorwiegend für Sport, die Natur und ich liebe die Herausforderungen.
Das Thema „Nullen und Einsen“ aus der IT- und Programmiersprache begleitet mich dabei gleichermaßen.
Mark: Das ist interessant. In der Programmierung gibt es nur Null oder Eins, Schwarz oder Weiß. Wie äußerte sich das?
Achim: Die erste Herausforderung war, mich zu motivieren etwas abzuspecken – der Name war Programm. Als ich 17 Jahre alt war, brachte ich stolze 130 Kilo auf die Waage. Ich hatte bis dato nie wirklich ein Problem mit meinem Gewicht, doch das sollte sich irgendwann ändern.
Gesagt, getan, habe ich mich an den Rechner gesetzt und recherchiert, wie man nachhaltig abnimmt. Nach längerer Recherche war dann der Masterplan klar: Gesunde Ernährung und Bewegung.
Begonnen hatte ich damals kurz nach Weihnachten und bin bei Wind und Wetter raus, um Fahrrad zu fahren. Laufen war mir aufgrund der Berichte etwas zu riskant, der Gelenke wegen.
So ging die Reise los, Fortschritte stellten sich schnell ein, mit 30 Kilo weniger, also ca. 100 Kilo, begann ich dann langsam zu laufen und Kraft- und Athletiktraining zu machen.
Die Sache mit dem Fettabbau lief und lief und lief. Leider lief es irgendwann zu gut…
Ich war sowas von „on fire“, mental und körperlich, dass ich das Maß verlor.
Ich wurde fitter und fitter, leichter und leichter und aß immer weniger, um die Kilos weiter so purzeln zu sehen, wie die 8 Monate zuvor.
Aus 100 wurden 90, 80, dann 70, dann 60 Kilo …
Ich kam an den Punkt wo Familie, Freundin und Freunde mich ansprachen: „Achim, es reicht langsam“, „übertreibe es doch nicht“, „Du siehst super aus, nimm nicht noch mehr ab“.
Wo wir wieder beim Thema „Null oder Eins“ sind.
Ich bin in vielen Lebensbereichen ein „ganz oder gar nicht“-Mensch. Und wenn ich etwas will, dann will ich es und habe es gerne perfekt.
Die spannende Frage dabei ist ja, was heißt „perfekt“ eigentlich?
Heute weiß ich, ich hatte kein Ziel. Das einzige Ziel, das ich hatte, war „Abnehmen“ – und das ist ja kein Zielzustand, sondern ein Prozess.
Also gab es auch keine vernünftige Antwort auf meine Frage. „Yes, wieder ein Minus auf der Waage!“ – Das war es, was Erfolg für mich bedeutete.
Und so ging es weiter. Ich verlor weiter an Gewicht und irgendwann merkte ich, dass mir das Ganze entgleitet. Gleichzeitig machte ich mir keine allzu großen Sorgen, wenn ich wollte, könnte ich ja jederzeit wieder mehr essen und zunehmen.
Was in der Theorie zwar stimmt, aber meine Praxis sah anders aus … ich nahm weiter ab. Bald wog ich unter 60 Kilo, und ich bin 1,79 m groß!
Irgendwann wog ich nur noch 36 Kilo. Ich war fast tot.
Dabei hatte ich keine dieser Essstörungen, wie Bulimie oder so. Ich aß einfach kaum etwas. Die unzähligen Gespräche mit Ärzten, Eltern, Freunden etc. muss ich vermutlich an der Stelle nicht erwähnen.
Mark: Gottseidank ist das nicht das Ende Deiner Geschichte. Heute sprühst Du vor Lebensfreude und bist kerngesund. Was passierte dann?
Achim: Meine Freundin lernte ich kennen, als ich schon ein ganzes Stück abgenommen hatte, mit etwa 110 Kilo. Sie begann damals gerade ihr Studium.
Als bei ihr dann ein halbjähriges Auslandssemester anstand, war sie mit meiner Situation – logischerweise – heillos überfordert und mit ihrem Verständnis fast am Ende.
Ich fühlte, dass unsere Beziehung zu Ende geht, wenn ich nichts ändere.
Also dachte ich mir: „Achim, bis hier her und nicht weiter!“
Und ich verabschiedete mich von ihr mit den Worten: „Wenn Du zurück bist (aus dem Ausland), bin ich auch zurück, gesund und fröhlich, versprochen.“
Und wieder, „Nullen und Einsen“. Wenn Dir jemand Vertrauen schenkt, solltest Du es nicht missbrauchen.
Heute ist sie meine Frau, alleine deswegen hat es sich gelohnt.
Ich hatte vom Arzt meines Vertrauens die Adresse einer Klinik, da habe ich angerufen und bat darum mich zu behandeln. Manchmal muss man unangenehme Entscheidungen treffen.
Die nächste Herausforderung stand an: Ich wollte wieder lernen zu essen, ausreichend zu essen und zu genießen.
Für mich war es gar nicht so einfach. Plötzlich saß ich bei einem Psychologen, den ich nicht kannte. Und dann sollte ich erzählen, was denn das Problem ist, obwohl mir mein Problem (auf mentaler Ebene) gar nicht so recht bewusst war.
Es war eine harte, aber lehrreiche Zeit. Und ich weiß, dass sie mir mein ganzes Leben noch helfen wird.
Mark: Wie hast Du den Turnaround hinbekommen?
Achim: Erstens, weil ich wirklich wollte. Es klingt simpel, aber dieser unbedingte Willen war, glaube ich, ganz wichtig für meinen Fortschritt.
Plötzlich fand ich essen wieder super und fand nach kurzer Zeit den „Schalter im Kopf“.
Ich habe mir für gut 15 Wochen in der Klink helfen lassen und dann beschlossen, auf eigene Faust weiter zu machen. Die Ärzte hätten mich gern noch länger dortbehalten.
Dieses Gespräch mit einem der Ärzte werde ich nie vergessen: „Herr Speck, 8 von 10 Patienten, die unser Haus verlassen, werden rückfällig. Die sehen wir wieder. Sie sind unglaublich ehrgeizig, streng mit ihren Zielen und unfassbar entschlossen. Aber außerhalb der Klinik beginnt wieder ein ungeschöntes Leben. Sind sie sicher, dass sie das alleine hinkriegen?“
Wie ich eben bin, war meine Antwort: „Auf nimmer Wiedersehen!“ Mit Augenzwinkern, versteht sich.
Er sollte Recht behalten: Zu Hause war es wirklich schwerer, aber ich wollte – und ich wusste: „Du schaffst das!“
Nach ärztlicher Absprache konnte ich bald wieder mit meinem geliebten Sport starten. Dieses Mal aber langsam, vernünftig und strukturiert.
Mark: Wie hast Du uns eigentlich gefunden?
Achim: Irgendwann dachte ich mir: „Halbmarathon, das wäre es!“ Als ich nach Tipps dazu googelte, fand ich MarathonFitness.de.
Erst dachte ich, „wo sind die Lauftipps, bin ich hier falsch?“ Aber ich blieb. Und kam wieder und wieder.
Ich habe viel gelernt über Training und angepasste Ernährung.
Irgendwann, wie sollte es anders sein, fand ich wieder eine weitere Herausforderung: Triathlon.
Nach einigen kürzeren Wettkämpfen dachte ich mir warum nicht eine Mitteldistanz (1,9 km Schwimmen, 90 km Fahrrad, 21,1 km Laufen).
Ich bekam viel Gegenwind von meinem Umfeld zu spüren: „Das macht er nur mit, damit er dünn bleibt“, „schafft er eh nicht“, „so ein Spinner“.
Das Schöne ist, solche Aussagen spornen mich an, sie motivieren mich ungemein.
Zudem glaubten meine Familie, meine Frau und einige wenige Freunde an mich. In schweren Zeiten merkt man erst, wer wirkliche Freunde sind – danke, Jungs, an dieser Stelle!
Meine Triathlon-Premiere hatte ich in Heilbronn. Sie glückte und ich ließ mich weiter inspirieren von den ganz großen des Sports: Jan Frodeno, Sebastian Kienle, Michael Jordan und Muhammad Ali. Und ich dachte mir, „irgendwann machst Du einen Ironman – getreu dem offiziellen IRONMAN-Motto ‚Anything is possible'“.
Mark: Nächste Haltestelle Ironman …?
Achim: Genau, das war mein nächstes Ziel. Und 2017, in Zürich, war es dann soweit: „Achim, you are an IRONMAN“.
Mark: Glückwunsch!
Achim: Danke, Mark. Für mich war das der Beweis: „Wenn Du etwas wirklich willst, schaffst Du es!“
Es war eine anstrengende, fordernde und sehr lehrreiche Zeit, in der ich eine Herausforderung nach der anderen bewältigte.
Durch MarathonFitness habe ich unglaublich viel gelernt über strukturiertes Training und gesunde, bedarfsgerechte Ernährung.
Ich lernte zu verstehen, warum der Körper manchmal reagiert, wie er reagiert und dass Regeneration ein wichtiger Trainingsbestandteil ist. Auch wenn der Lernprozess bei mir heute noch nicht abgeschlossen ist.
Mark: Es gab ja einige Situationen, in denen Du beschlossen hast: „So nicht mehr, jetzt ändere ich was!“ Was waren das für Momente?
Achim: Der erste Moment war die Entscheidung zum Abnehmen. Die traf ich, als ich keine Klamotten mehr kaufen konnte, die mir gefielen. Weil die vorhandenen Größen schlichtweg nicht mehr passten.
Für mich war es das Zeichen: „Es ist Zeit etwas zu verändern.“
Der zweite Moment war die Entscheidung für die Klinik. Ich merkte, dass 36 Kilo definitiv nichts mehr mit Leben zu tun hatten. Ich hatte meine Grenzen nicht nur ausgelotet, sondern auch überschritten. Ich musste einen Neustart wagen und suchte mir Hilfe.
Die dritte Entscheidung war die zum IRONMAN, und die ergab sich aus einem Traum.
Es war ein Ziel für mich, dass mir einerseits etwas Angst machte, mich aber andererseits dermaßen motivierte, dass ich mir dachte: „Warum sollte ich das nicht schaffen mit entsprechender Vorbereitung?“.
Mark: Was hat sich dadurch für Dich verändert?
Achim: Im Endeffekt alles!
In Bezug auf Fitness: Ich bin fitter als jemals zuvor und fitter als ich es mir jemals hätte erträumen können.
Und es fühlt sich nicht so an, als wäre meine Reise schon zu Ende. Ich glaube, da geht noch was.
In Bezug auf Körper: Ich habe gelernt ihn immer besser zu verstehen. Früher habe ich mit dem Kopf versucht, meinen Körper zu unterwerfen. Heute bilden wir ein Team: Körper und Geist machen nun eine gemeinsame Sache.
Darüber hinaus habe ich gelernt, dass Gesundheit alles ist im Leben. Dass die eigene, mentale Einstellung Berge versetzen kann. Und dass ein gesunder Körper die Basis für sehr vieles im Leben ist.
Gesundheit potenziert Deine Lebensqualität: Du bist geistig fitter und wesentlich belastbarer.
Ich habe leider auch gelernt, dass Freunde nicht gleich Freunde sind und dass ein stabiles soziales Umfeld enorm wichtig ist.
Mark: Wie sieht Deine Routine heute aus?
Achim: Meine Ernährung ist eigentlich recht simpel.
Ich achte vor allem auf viele pflanzliche Lebensmittel, esse eher wenige tierische Produkte und wenn, dann gerne in guter Qualität. Wir versuchen, so natürlich und regional zu essen, wie es eben geht.
Ich versuche auf meinen Körper zu hören und ihm dann das zu geben, was er braucht. That’s it!
Meine Erfahrungen, auch die negativen, haben mich viel gelehrt: Welche Bedeutung gute Ernährung auf das Wohlbefinden hat, auch unabhängig von Sport und Leistung.
Ich versuche, möglichst vielseitig zu trainieren, meine Leistungsfähigkeit weiter auszubauen und dabei so viel wie möglich an der frischen Luft zu sein.
Mark: Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren „ich“ rückblickend mit auf den Weg geben?
Achim: Mein Rat wäre: Geduld ist echt schwer, aber sie lohnt sich!
Mach lieber langsam und kontinuierlich, als „Hau-Ruck“. Dranbleiben ist der Schlüssel.
Eine gute Planung und Recherche hilft ungemein, um Anfängerfehler zu vermeiden. Wichtig dabei ist, setz Dir eigene Ziele. Also Ziele, die Dich begeistern und messbar sind. Und vergleiche Dich nicht mit anderen.
Everybody is unique.
Mark: Welche Superkraft hättest Du gern?
Achim: Um ehrlich zu sein, ich wüsste keine. Ich glaube man braucht keine Superhelden-Eigenschaft um erfolgreich und glücklich zu sein.
Der Glaube an sich selbst, sich selbst nie aufzugeben ist eine super Eigenschaft.
Mark: Hast Du ein Lebensmotto?
Achim: Das Zitat: „I didn’t come to be average“ von Michael Jordan mag ich ganz gern, und das Motto: „Freundlich sein ist ein Lifestyle.“ Damit geht Vieles einfacher. Last, but not least: „Just never give up.“
Mark: Noch eine Anekdote, zum Abschluss?
Achim: Ich kam vor einigen Jahren in eine Polizeikontrolle: „Führerschein, Ausweis, Fahrzeugpapiere, bitte!“
Der Polizist prüft, schaut mich an, prüft erneut, spricht mit seiner Kollegin. Dann läuft er davon, sie bleibt bei mir.
Nach gefühlt 15 Minuten kommt er zurück. „Gibt es Probleme?“, frage ich. Er sagt: „Für einen Moment dachte ich, ja.“
Das Problem war folgendes: Das Foto in meinem Führerschein stammte aus meiner „stabilen“ Zeit, das Bild in meinem Ausweis aber aus meiner extrem dünnen Zeit. Der Herr dachte einfach, ich jubele ihm gefälschte Papiere unter.
Wir lachen beide herzlich, er verabschiedet sich mit „Gute Fahrt, und lassen sie sich vielleicht mal einen neuen Führerschein machen!“
Fazit
Der Weg zum Fitnessziel ist praktisch niemals eine Gerade. Je mehr Du Dich damit beschäftigst, desto klarer ist, dass jeder Weg von Höhen und Tiefen geprägt ist.
Das Höhenprofil dieser Reise ist bei den wenigsten so ausgeprägt, wie bei Achim, der sich anfangs fast zu Tode gehungert hätte. Und es gibt Menschen dort draußen, die vielleicht jetzt gerade an dem Punkt sind, an dem Achim damals war.
Menschen, die bisher geglaubt haben „Abnehmen“ wäre ein gutes Ziel. Und dabei übersehen, dass Abnehmen ein Prozess ist. Menschen, die mit einer herausragenden Willensstärke gesegnet sind, und diese zeitweise auf ein falsches Ziel richten.
Achim hat sich in dieser Situation Unterstützung geholt – und eine Lösung gefunden. Seine Willensstärke hat er dabei nicht verloren. Aber heute richtet er sie auf Ziele, die ihm guttun. Und erreicht so Dinge, die er früher niemals für möglich gehalten hätte.
Das hier geht raus an alle bisherigen Einzelkämpfer: Es ist OKAY, sich Hilfe zu suchen. Es ist vor allem DANN okay, wenn Du glaubst, nicht mehr weiter zu wissen. Egal, ob es ums Training geht, um die Ernährung oder andere, tiefer liegende Themen.
Dafür sind wir Dranbleiber.
Es gehört einiges an Mut dazu, um seine Geschichte so offen zu erzählen, wie Achim. Er tat das, um anderen Menschen, anderen Dranbleibern, zu helfen und ihnen Mut zu geben. Danke, Achim!
Bleib’ dran
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