Das Gym. Eine Parallelwelt mit eigenen Fitnessstudio Regeln. Anfangs kann es befremdlich wirken. Mir ging es jedenfalls so, als ich meine erste Fitnessstudio Mitgliedschaft abschloss.
Wer die Fitnessstudio-Etikette nicht kennt, tritt leicht ins Fettnäpfchen. So wie ich vor gut 20 Jahren.
Dieser Artikel ist dazu da, dass Dir das nicht passiert.
Übrigens gibt es auch „Veteranen“, denen sie nicht bewusst sind…
Welche Fitnessstudio Regeln kommuniziert werden (und welche nicht)
Bestimmt hast Du schon irgendwo Fitnessstudio Regeln gelesen. Manchmal hängt eine Hausordnung aus, manchmal unterschreibst Du sie beim Vertragsabschluss.
Diese niedergeschriebenen Regeln haben meist einen rechtlichen Hintergrund.
Sie sollen Dich vor Verletzungen oder andersartigem Schaden schützen – und den Studiobetreiber vor rechtlichen Streitereien.
Hier sind ein paar Beispiele:
- Schließ Deine Wertsachen gut weg.
- Behandle die Geräte pfleglich.
- Gib acht, dass Du Dir die Finger nicht zwischen Gewichtsscheiben einquetschst.
- Leg‘ die Gewichte zurück, wenn Du sie nicht mehr brauchst.
- Desinfiziere die Geräte nach der Benutzung.
- etc.
Die üblichen Dinge halt.
Und dann gibt es Fitnessstudio Regeln, die meist niemand öffentlich kundtut. Du lernst sie in mit der Zeit durch Beobachten. Oder durch jemanden, der schon länger trainiert.
Diese ungeschriebenen Fitnessstudio Regeln haben einen sozialen Hintergrund.
Ein typisches Fitnessstudio hat Tausende von Mitgliedern: Im Schnitt ein Mitglied pro 1,4 Quadratmeter Studiofläche.1
Das sind viele Menschen auf engem Raum, vor allem zu Stoßzeiten. Nur wenige dürften sich kennen, aber alle wollen gut miteinander auskommen.
Immer mehr Menschen setzen sich klare Ziele und trainieren nach den Grundsätzen richtigen Krafttrainings. Ich mag den Gedanken.
Die ungeschriebenen Fitnessstudio Regeln basieren auf Rücksichtnahme.
Gerade Einsteiger können sich leicht ins Fettnäpfchen setzen.
Manchmal merken sie es an den sonderbaren Blicken anderer Studiogäste.
Die Trennlinie zwischen den öffentlich kommunizierten und den ungeschriebenen Regeln ist nicht immer scharf. Je nach Studiokultur gibt es Überschneidungen.
Fakt ist, jeder sollte sie kennen. Denn sie formen das soziale Umfeld beim Kraftsport. Und machen unser Fitnessstudio so zu einem schöneren Ort für uns alle.
6 Fitnessstudio Regeln, die jeder Dranbleiber kennen (und einhalten) sollte
Gut möglich, dass Du bei einigen Regeln die Augenbraue hochziehst: „Das ist doch selbstverständlich.“
Stimmt.
Mit etwas Empathie und Trainingserfahrung verstehen sich viele der Regeln von selbst.
Und einigen Menschen sind sie nicht bewusst.
Kein Thema! Teile einfach diesen Artikel und mach das Fitnessstudio zu einem schöneren Ort für uns alle.
1. Räum‘ Deinen Kram weg
Ich weiß, dass diese „ungeschriebene“ Regel in vielen Fitnessstudios an der Wand hängt. Ich vermute, dass die meisten von uns so aufgewachsen sind, dass wir unsere Sachen – ganz automatisch – wegräumen.
Die Wahrheit ist, dass diese Regel in einigen Studios besser funktioniert, als in anderen.
Also lass es mich ergänzen, dann haben wir die ungeschriebene Regel:
Räum‘ die Gewichte weg, OHNE dass man Dich dazu auffordern muss.
Ist Dir schonmal aufgefallen, dass besonders die, die offenbar Erfolg beim Training haben, in der Regel auch ihre Gewichte wegräumen?
Erfolgreiche Kraftsportler räumen ihrem Kram weg.
Woran liegt das? Macht das Wegräumen erfolgreich? Ich glaube schon. Denn es ist ein Zeichen dafür, dass Menschen Verantwortung übernehmen. Und ohne die ist Erfolg – auch im Training – schwer umsetzbar.
Und außerdem:
Wer 2.000 m² nach einer Hantel durchforstet hat, weiß, was eine Spaßbremse ist.
Von einem Studiobetreiber hörte ich neulich, wo überall er Kurzhanteln findet: In der Sauna, am Pool, im Kursraum, auf Laufbändern oder auf dem Platz vor dem Studio.
Natürlich gilt das Gleiche für das übrige Equipment: Auch Langhanteln, Gewichtsscheiben, Klammern, Bänder, Ketten und Kettlebells gehören an ihren Stammplatz zurück.
Außerdem hat es einen Grund, dass die Langhantelscheiben auf den Ablage-Stangen möglichst nach Gewichten sortiert werden. Manchmal frage ich mich:
Was sagt es über einen Menschen aus, der seine 25 kg Gewichtsscheiben beim Abbauen direkt über eine 2,5-Kilo-Gewichtsscheibe hängt?
Die 2,5 kg Scheibe wird dadurch für alle anderen nutzlos. Vor allem für die, die 25 kg Scheiben (noch) nicht so einfach stemmen können.
Nicht machen!
2. Du bist der Gastgeber
Spannende Frage:
Würdest Du Dich genauso verhalten, wenn es Dein eigenes Studio wäre – und die anderen Sportler Deine Gäste?
Natürlich ist das nicht Dein Thema. Aber bei einigen Menschen fragt man sich schon, ob sie …
- … ihren Müll zu Hause auch einfach liegen lassen?
- … oder ihre Schweißflecken als Begrüßung für den nächsten, der das Gerät benutzen will?
- … oder beim Toilettengang einfach danebenpinkeln (oder Schlimmeres), ohne danach sauberzumachen?
Ganz klar: Ein guter Fitnessstudiomanager sorgt dafür, dass sein Laden sauber und aufgeräumt ist.
Aber in den wenigsten Fitnessstudios sind Leute angestellt, die permanent hinter ihren Mitgliedern herlaufen, um deren Müll wegzuräumen.
Jeder, der sich dessen bewusst ist (und entsprechend handelt) macht das Fitnessstudio zu einem schöneren Ort für alle.
3. Flirten im Gym?
Wenn es Dir geht wie mir, dann nimmt Gesundheit einen hohen Stellenwert in Deinem Leben ein. Und im Fitnessstudio triffst Du viele Gleichgesinnte.
Eine tolle Grundlage, um den zukünftigen Partner zu treffen. Wer selbst gerade auf der Jagd ist, vergisst leicht:
Den meisten Menschen geht’s im Fitnessstudio nicht ums Flirten.
Sondern ums Training, eine angenehme Atmosphäre, einen netten Umgang miteinander, all diese Dinge.
Natürlich kann sich daraus etwas ergeben. Aber nur, weil jemand freundlich ist, heißt das nicht, dass sie (oder er) auch mit Dir ins Bett will.
Die meisten Frauen, die ich kenne, haben ein gutes Gespür dafür, wie nahe sie jemandem treten können. Aber gerade Männer besitzen im Fitnessstudio manchmal kein Gefühl dafür, wann sie mit ihren Blicken oder Avancen beim anderen die Grenze zum Unwohlsein überschreiten.
Im Zweifel ist freundliche Zurückhaltung am besten.
Wenn eine Frau Kopfhörer trägt und Augenkontakt vermeidet, wird sie bei einem geistreichen „Hey! Naaaaa, trainierst auch hier?“ mitten im Trainingssatz vermutlich nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen. Das Gleiche gilt übrigens auch für uns Männer:
Kopfhörer sind das internationale Zeichen für: „Lass mich bitte in Ruhe trainieren.“
Das ist okay! Einige trainieren am liebsten, ohne sich in jeder Satzpause zu unterhalten.
Wer diese unsichtbare Grenze durch Anstarren und unerwünschte Konversation übertritt, katapultiert sich im Gym schnell ins Abseits.
Und ja, es gibt sie: Die Frauen und Männer, die vor allem zum Flirten ins Fitnessstudio gehen. Wer das ist, erkennst Du auf den ersten Blick. So finden sich die Richtigen – und alles ist gut. Wer sich nicht sicher ist, fährt mit Zurückhaltung hier am besten.
4. Der schnellste Weg zu Impotenz und Unsexyness
Kein Risiko für uns Dranbleiber. Schließlich würde keiner von uns stehlen.
Und es gibt Menschen, die in Fitnessstudios Sachen mitgehen lassen. Persönliche Gegenstände Anderer und Studioequipment genauso, wie Handtücher:
Ob sie wissen, dass Diebstahl schlagartig impotent und unsexy macht?
Falls Du jemanden siehst, der in der Umkleide oder auf der Fläche etwas einsteckt, das ihm nicht gehört, gilt das Gleiche wie beim letzten Punkt:
Was würdest Du tun, wenn es Dein Studio wäre?
In fast zwei Jahrzehnten Training in Fitnessstudios wurde mir – toi, toi, toi – bisher noch nie etwas gestohlen.
Wenn ich mit Studiomanagern rede, höre ich manchmal dennoch erstaunliche Geschichten von mysteriös verschwindenden Kurzhanteln und dramatischem Leih-Handtuchschwund. In meinem Bekanntenkreis weiß ich von ein, zwei Leuten, denen etwas entwendet wurde, während sie Duschen waren.
Falls Du so etwas einmal beobachten solltest:
Ein freundliches, aber bestimmtes Wort kann Wunder wirken.
Manchmal entpuppt sich der vermeintliche Diebstahl auch als Versehen: Einmal hat ein anderer Studiogast in Gedanken versehentlich mein Hemd eingepackt, weil es seinem ähnlich sah. Es hätte ihm auch gar nicht gepasst.
Dennoch ist es eine gute Idee, wenn Du auf Deine Sachen Acht gibst.
5. Halte den Spiegel frei
Gerade Einsteiger haben diesen Punkt oft nicht auf dem Schirm:
Blockiere nie das Sichtfeld zwischen dem Spiegel und jemandem, der gerade in einem Trainingssatz sein Bestes gibt.
Bei vielen Übungen kann der Spiegel ein wichtiges Korrektiv sein, um die Übung technisch sauber zu erlernen und durchzuführen.
Wer jemandem mitten im Trainingssatz durchs Sichtfeld läuft, kann ihm den Fokus rauben. Und den Trainingssatz zunichte machen.
Wer schon etwas länger trainiert, sollte das wissen.
Das gilt übrigens auch, wenn Du ausgerechnet das Paar Kurzhanteln brauchst, das zwischen der Person und dem Spiegel liegt.
Du wartest einfach, bis der Satz beendet ist.
Jeder Kraftsportler würde das Gleiche für Dich tun.
Hier ist ein weitere Faustregel:
Halte eine Armlänge Abstand zum Kurzhantel-Rack.
Oder mehr. Der Meter vor dem Rack ist sozusagen Niemannsland. Du brauchst es nur dann betreten, wenn Du Kurzhanteln nehmen oder zurücklegen willst.
6. Störe niemanden während seines Trainingssatzes
Dieser Punkt knüpft an den vorhergehenden an.
Wenn jemand eine Maschine, Bank oder ein Rack gerade verwendet – nimm Rücksicht und warte, bis der Satz vorbei ist.
Damit meine ich Dinge wie:
- Gewichtsscheiben auf den Ablage-Stangen am Gerät, die Du benötigst (oder zurückhängen willst),
- Griffe oder Stangen, die unter den Füßen des anderen liegen,
- jemandem sehr nahe zu kommen, der sich gerade in einem Trainingssatz befindet oder
- das Ansprechen während eines Trainingssatzes.
Vereinfacht gesagt:
Sprich niemanden mitten in seiner Übung an und halte etwas Abstand.
Übrigens bezieht sich das auch auf „Nettigkeiten“, wie ungefragtes Unterstützen beim Bankdrücken oder ein „komm schon, drüüück!“.
Gerade bei intensiven Trainingssätzen verlagern wir die Konzentration von außen nach innen – auf die beanspruchten Muskeln.
Dieser Fokus macht die Übung erst richtig effektiv.
Ablenkung begünstigt Verletzungen. Manchmal auch, weil der Abgelenkte dann handgreiflich wird. 😉
Einige Menschen setzen voraus, dass sie ein in Gebrauch befindliches Squat-Rack ungefragt mitbenutzen können.
Wenn ein Squat-Rack in Gebrauch ist, frag.
Frag einfach, …
- … ob es okay ist, wenn Du in seinen Satzpausen Klimmzüge machst.
- … bevor Du Dir das letzte Paar Gewichtsscheiben vom Rack krallst.
- … wenn Du Klammern, Ketten, Bänder vom Rack wegnimmst.
Der richtige Zeitpunkt zum Fragen ist natürlich auch hier während der Satzpause.
Letzter Punkt:
Wenn ein Gerät gerade in Gebrauch ist, gilt das „first come, first served“-Prinzip.
Natürlich ist es okay zu fragen, ob ihr Euch abwechseln könnt. Aber es gibt kein Anrecht darauf.
Wenn jemand mit terminierten Pausen arbeitet, im Zirkel, mit Supersätzen, etc. trainiert, braucht er das Gerät für sich. Solche Gründe sind legitim!
Fazit
Meiner Meinung nach sind die sechs Fitnessstudio Regeln nicht nur etwas für Neulinge, sondern für uns alle.
Vor allem sind es keine Regeln, mit denen Du Dich stressen solltest. Ganz im Gegenteil: Sie machen das Training für Dich (und alle anderen) entspannter und angenehmer.
Auch ist meine Zusammenstellung nicht erschöpfend. Das soll sie auch nicht sein.
Denn es geht mir um die Grundsätze, auf die eigentlich jede Umgangsform beim Training zurückgeführt werden kann:
- Gib acht und nimm Rücksicht.
- Behandle alles so, als gehörte es Dir.
- Bleib gelassen.
Auch, wenn andere die Regeln nicht einhalten oder nicht kennen. Wir haben alle mal angefangen. Dann kannst Du diesen Artikel einfach mit ihnen teilen.
Frage: Vielleicht sind Dir beim Lesen Dinge eingefallen, die Du noch ergänzen willst? Zum Beispiel:
- Was ist das abgefahrenste, was Du im Fitnessstudio beobachtet hast?
- Welche Fitnessstudio Regel würdest Du noch ergänzen?
Ich bin gespannt. Schreib einen Kommentar.
Bildquellen
Fotos im Artikel „Fitnessstudio Regeln“: © Shutterstock.com: Guryanov Andrey, Nomad_Soul, Everett Collection, g-stockstudio.
- Karsten Hollasch, Fabian Menzel, et al.: Der deutsche Fitnessmarkt – Studie 2016. Sport Business Gruppe, Deloitte. [↩]