Manchmal ist das, was wir sehen, nicht das, was tatsächlich passiert.
Manchmal ist es besser, Deinem Spiegelbild nicht zu sehr zu vertrauen.
Sonst spielt Dein Gehirn dann seine Spielchen mit Dir, wenn Du es am wenigsten gebrauchen kannst.
Wenn Du Körperfett abbauen willst, kannst Du den Eindruck bekommen, Du machtest Rückschritte – obwohl Du in Wirklichkeit gut voran kommst.
Auf der Waage nimmst Du ab – aber im Spiegel wirkst Du konturloser und weicher als an den Tagen zuvor.1
Gerade das kann ein gutes Zeichen sein.
Warum Dein Spiegelbild fetter wirken kann, während Du abnimmst.
Bist Du auf Kurs zur Strandfigur? Dann kommt Dir das folgende Phänomen möglicherweise bekannt vor.
Wenn Du Kohlenhydrate in Deiner Ernährung reduzierst, passiert folgendes:
- Dein Körper bedient sich aus den in der Muskulatur gespeicherten Glykogenspeichern, bis diese leer sind. Glykogen bindet etwa die dreifache Masse an Wasser, das mit ausgeschwemmt wird. (Genau das tust Du übrigens auch beim Carboloading vor einem Ausdauerwettkampf – dann natürlich mit einer anderen Zielsetzung.)
- Glykogen und Wasser verlierst Du schneller als Körperfett – das können mehrere Kilos in wenigen Tagen sein.
- Wenn Du Dich mehrere Tage strikt kohlenhydratarm ernährst, werden Deine Muskeln flacher und konturloser.
- Dein Körperfettanteil sinkt dann ganz allmählich…
Deine Muskeln verlieren also von einem Tag auf den anderen an Volumen.
Dabei sinkt Dein Körperfettanteil vergleichsweise langsam … vielleicht ist er minimal niedriger.
Wenn Du Dein Spiegelbild betrachtest und schon gut trainiert bist, scheint es, als hättest Du mehr Körperfett. Gleichzeitig hast Du den Eindruck, an Muskelmasse verloren zu haben.
Beides liegt am geringeren Muskelvolumen.
Jetzt heißt es … Ruhe bewahren und dranbleiben! Denn das ist ein Indiz, dass Du auf Kurs bist. 🙂
Warum trotzdem alles gut ist.
Der flache, konturlose Zustand ist ein Anzeichen dafür, dass Deine Glykogenspeicher entleert sind.
Das ist genau das, worauf Du abzielst!
Du willst, dass Dein Körper nicht Glykogen, sondern Fett als Energiequelle verwendet.
Die Energiespeicher in Muskeln und Leber sind übrigens schnell wieder aufgefüllt: Es genügt, wenn Du 1-2 Tage viel Kohlenhydrate zu Dir nimmst. Dann sind Deine Speicher sind wieder randvoll.
Und wenn Du drangeblieben bist, wirst Du den Unterschied sehen.
Mehr Definition. Mehr Schärfe. Vollere Konturen.
Das Schöne ist, dass Du den „entleerten“ Zustand vor einem Urlaub, einer Hochzeit oder einem Date perfekt für Dich nutzen kannst.
Ich habe die LowCarb Methode vor einiger Zeit angewandt, als ich mich auf die Hochzeit meines besten Freundes „vorbereitete“.
Du kannst diese Methode auch gut 3-6 Wochen lang vor einem Urlaub durchziehen und Deinen Körperfettanteil deutlich senken.
In meinen Augen ist der einzige Nachteil an der Sache, dass das Training mit leeren Glykogenspeichern etwas anstrengender ist. Und Du wirst wahrscheinlich nicht die Leistung bringen, die Du gewohnt bist.
Das ist okay.
Eine Sache, vor der ich Dich warnen möchte: Mit dem Trainingsvolumen und der Intensität darfst Du aufpassen, wenn Du im LowCarb Modus bist. Wenn Du die Kohlenhydrate weglässt und gleichzeitig täglich lange oder intensiv trainierst, kannst Du leichter ins Übertraining geraten.
Aber es ist nichts, wovor Du Angst haben solltest. Du solltest die Symptome kennen. Wenn Du bis zu 3-4x pro Woche Kraft trainierst und beim Ausdauertraining mit niedrigerer Intensität trainierst, ist die Gefahr von Übertraining eher gering.
Die Vorteile dieser LowCarb Methode vor dem Urlaub, Date, Event, Hochzeitswochenende, etc.:
- Du siehst im Urlaub von Tag zu Tag besser aus, während die Glykogenspeicher Deiner Muskeln sich nach und nach wieder füllen.
- Du bist definierter, Deine Körperkonturen sind schärfer. Das liegt daran, dass Du jetzt weniger Körperfett besitzt.
- Was Dein Training angeht, kannst Du im Urlaub auch mal Fünfe gerade sein lassen, wenn Du die Wochen zuvor alles gegeben hast. In einer 1-2 wöchigen Pause verlierst Du keine Muskelmasse.
Es funktioniert. Und es ist wie ein Geschenk, wenn Du weißt, wie Dein Körper funktioniert.
Fazit
Zurück zum eigentlichen Thema dieses Artikels. Nicht die Fettabbau-Methode steht im Vordergrund, sondern das Thema mit dem „trügerischen“ Spiegelbild.
WENN Du Dich dazu entscheidest, Fett abzubauen.
Und WENN Du dazu auf zucker- und stärkehaltige Lebensmittel verzichtest, DANN traue nicht alleine Deinem Spiegelbild. Miss Deinen Körperfettanteil mit Caliper, steig einmal pro Woche auf die Waage und miss Deinen Körperbau. Damit machst Du Deine Fortschritte messbar und bleibst auf Kurs, ohne Dich verrückt zu machen.
Es gibt keinen Grund dafür, dass Du Dich durch Deinen Spiegel frustrieren lässt. Wenn Du den Eindruck hast, dass Du auf mysteriöse Weise fetter wirkst, könnte das – wie Du jetzt weißt – ein gutes Zeichen sein.
Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Welche Situationen hast Du erlebt, in denen Dein Spiegelbild nicht ehrlich zu Dir war? Schreib einen Kommentar.
Bildquellen im Artikel „Das Spiegelbild lügt beim Abnehmen“: Ryan Abel, lulemon athletica, МОЛОКО, tarotastic (CC BY 2.0 via Flickr)
- Das Gegenteil ist übrigens ebenso möglich: Die Waage klettert nach oben und im Spiegel siehst Du besser und besser aus… [↩]