Du willst fit und gesund leben? Dann solltest Du Dich vermutlich weniger um Disziplin kümmern, sondern um starke Ziele und einen wertschätzenden inneren Dialog.
„Ich will disziplinierter sein. Selbstdisziplin lernen.“ Im Fitness-Coaching hören wir das häufiger auf die Eingangsfrage, „was ist Dein Thema?“
Dabei wissen nur wenige, dass Selbstdisziplin oft in eine psychologische Falle führt …
Viele Menschen haben diesen Punkt noch nicht klar:
Körperliche Veränderung darf leicht sein. Und … sie darf Spaß machen.
Es gibt Hunderte von Fitness Ratgebern dort draußen. Webseiten, Bücher, Hörbücher, Freunde, Trainer und Coaches.
Aber dann? Nix. Wieder einmal.
Der große Durchbruch war’s nicht, Du hast Dir wieder selbst im Weg gestanden. Du hättest Selbstdisziplin gebraucht – aber wenn die fehlt, ist guter Rat teuer …
Oder etwa nicht?
Ich bin überzeugt, fehlende Selbstdisziplin ist nicht Dein Thema. Daher benötigst Du auch keine Selbstdisziplin lernen, sondern etwas anderes. Was das ist, erfährst Du jetzt.
Was ist Selbstdisziplin?
Selbstdisziplin oder Selbstbeherrschung bezeichnet ein stetiges und eigenkontrolliertes Verhalten, das einen Zustand aufrechterhält oder herbeiführt, indem es Anstrengungen aufwendet, die den Ablenkungen von einer Zielvorgabe entgegenwirken.
Auf den ersten Blick mag es kompliziert klingen, was die Wikipedia schreibt. Aber es ist ganz einfach, denn der Schlüssel zur Selbstdisziplin ist ein einziges Wort:
„Selbstdisziplin […] bezeichnet ein […] Verhalten.“
Vielleicht wunderst Du Dich, wenn ich Dich jetzt frage:
Wer spricht am schlechtesten über Dich?
Wenn ich meine Kunden diese Frage im Coaching stelle, dann sind sie es immer selbst.
Dabei ist dieser innere Dialog das Unangenehmste, was ein Mensch sich antun kann. Dieses Gedankengift reden viele Menschen sich täglich ein – und setzen sich dabei einem Dauerfeuer der schlechten Gefühle aus.
Wenn Du Dir einen kurzen Moment Zeit nimmst und in Dich hinein hörst, stellst Du fest:
Die Gedanken, die wir denken, sind gesprochene Worte.
Wenn wir denken, reden wir mit uns. Meist hören wir dabei die eigene Stimme.
Wie unsichtbare Skripte Deine Motivation blockieren
Das Problem kennst Du bestimmt schon: Wir denken jeden Tag fast das Gleiche wie gestern, vorgestern, vorvorgestern und so weiter.
Der Nobelpreisträger und Autor des Buches „Schnelles Denken, langsames Denken“ Daniel Kahneman schätzt, dass täglich eine Flut von 20.000 Gedanken unsere Wahrnehmung formt.1 Also das, was wir von der Welt mitbekommen.
Diese Gedanken sind die Strukturen, die unsere Welt formen. Ich nenne sie unsichtbare Skripte. Es sind die negativen und die positiven Gedanken, die Du jeden Tag wiederholst.
Ein solches unsichtbares Skript hast Du Dir zum Beispiel zum Thema „nackt gut aussehen“ gebildet. Was glaubst Du, wenn Du daran denkst?
- Ist nackt gut aussehen für Dich ein positiver Wert und ein Ziel?
- Woran würdest Du merken, dass Du schon nackt gut aussiehst?
- Gäbe es einen Unterschied zu Deinem jetzigen Leben?
- Woran genau würdest Du diesen Unterschied festmachen?
Interessant wäre auch die Kehrseite Deines Ziels:
- Was wäre der Nachteil, wenn Du endlich den Körper hättest, den Du angeblich schon seit Jahren haben willst?
- Welche negativen Konsequenzen hätte das?
Du merkst, wie Du Deinen unsichtbaren Skripten mit ein paar einfachen Fragen auf die Spur kommst. Du lernst Dich besser kennen.
Die überraschende Wahrheit über Selbstdisziplin
Die unsichtbaren Skripte, die Du meist unbewusst verwendest, bilden eine Art Landkarte, die Du Dir von Dir und der Welt da draußen gemacht hast.
Alles, was Du jeden Tag erlebst, spiegelt nur das wider, was Du glaubst und was Du gerade für real hältst.
Das bedeutet ganz konkret:
- Glaubst Du, dass Du wirklich Selbstdisziplin benötigst, um nackt gut auszusehen?
- Falls ja: Bist Du diszipliniert genug?
Die meisten Menschen, die glauben, sie müssten erst Selbstdisziplin lernen, um dann erfolgreich zu sein, stehen sich selbst im Weg. Und zwar, weil sie etwas denken (= glauben), das für ihren Erfolg nicht förderlich ist.
Lass mich an zwei simplen Beispiel erklären, was ich damit meine.
In meiner Kindheit habe ich unendlich viel mit Lego gespielt. Welten erschaffen, niedergerissen und neu erschaffen. Den Begriff „Selbstdisziplin“ kannte ich damals noch nicht. Und hätte ich ihn gekannt, für das Lego-Erschaffen hätte ich sie nicht gebraucht.
Warum? Weil es das war, was ich wollte, was mich begeisterte, wovon ich überzeugt war.
Bestimmt kennst Du jemanden, der sich vegetarisch oder vegan ernährt. Wenn Du fragst, wie viel Selbstdisziplin der Verzicht auf Fleisch wohl kostet, was würde er oder sie wohl antworten?
Den meisten Vegetariern, die ich kenne, fällt der Verzicht auf Fleisch überhaupt nicht schwer. Sie benötigen dafür keine Selbstdisziplin.
Andere Menschen „können“ sich eine fleischlose Ernährung nicht vorstellen. Und das ist in Ordnung, denn es geht um etwas anderes. Es geht um die Frage, welche unsichtbaren Skripte die einen und welche die anderen verwenden.
Was bedeutet das?
Du darfst Dich entscheiden, umzudenken:
Du änderst Dein unsichtbares Skript, nackt gut aussehen hätte etwas mit Selbstdisziplin zu tun.
Oder Du behältst Deine alten Skripte bei, beobachtest und lernst weiter …
Selbstdisziplin benötigst Du dann, wenn Du an Dein Ziel denkst und feststellst, die Begeisterung, der Spaß, die Freude würden fehlen.
Nicht Du bist das Problem, sondern Deine Verhaltensweisen
Hast Du schon bewusst wahrgenommen, dass negative Gefühle eine Verhaltensweise sind?
Dass Du Dich undiszipliniert verhältst, dass Du Dich demotiviert verhältst. Es ist etwas, das Du tust, nicht etwas, das Du bist. Den wesentlichen Unterschied macht hier die Sprache.
Viele wissen nicht, dass die Sprache der Schlüssel zu Deinen Gedanken, zu Deinen Gefühlen und damit zu Deinem Verhalten ist.
Hier ist ein typisches Beispiel. Jemand sagt Folgendes über sich:
- Er sagt, er habe Angst,
- er könne Angst bekommen oder
- eine Situation mache ihm Angst.
In allen drei Fällen liegt der Ursprung der Angst – angeblich – außerhalb des Sprechers. Wie etwas, dass außerhalb des Sprechers existiere und ihn also „überfallen“ haben müsste.
Und genau das stimmt nicht!
Angst ist ein Verhalten. Der Mensch macht sich Angst, er verhält sich ängstlich.
In der Wissenschaft spricht man von „Nominalisierung“, wenn Du ein Eigenschaftswort sprachlich in eine Sache oder Person verwandelst. Das Ergebnis sind Worte, die sich nach einer Sache anfühlen, aber nicht greifen lassen. (Hast Du schon mal versucht, Angst in einen Einkaufswagen zu legen …?)
Exakt das Gleiche gilt für Motivation, Selbstdisziplin, Frust, Erfolg oder Mut.
Gerade in einem negativen Kontext kann es deshalb kritisch wichtig sein, dass Du Dir das bewusst machst:
Du bist nicht Dein Verhalten. Du verhältst Dich nur ängstlich, Du verhältst Dich unmotiviert, Du verhältst Dich undiszipliniert …
… was im Übrigen nicht einmal stimmt. Schließlich liegst Du ja absolut diszipliniert faul auf der Couch herum.
Mit diesem unsichtbaren Skript hast Du eine Basis geschaffen, auf der Du aufbauen kannst:
Alles, was Du bis heute bist, ist ein Verhalten, das Du Dir antrainiert hast.
Was Dich voranbringt, ist also eine neue Art, mit Dir selbst zu reden.
So bleibst Du dran, ohne Selbstdisziplin lernen zu müssen
Ich bin überzeugt, Selbstdisziplin lernen ist nicht nötig, um dranzubleiben.
Erfolgreich dranbleiben heißt auf Sprache achten.
Ich nutze einen Teil meiner Zeit im Coaching dafür, dass meine Kunden einfach neu, besser, anders lernen, mit sich zu sprechen – Du nennst das vermutlich „denken“.
Dabei können wir uns ein paar wichtige Fragen anschauen:
- Von wo kommt die Stimme, mit der Du Dir selbst negative Dinge sagst?
- Ist es Deine Stimme?
- Wie unterscheidet sie sich von der Stimme, die positiv spricht?
- Wenn Du negativ über Dich denkst, sprichst Du dann mit „ich“ – oder duzt Du Dich?
Je genauer Du Dich mit diesen Fragen beschäftigst, desto leichter fällt Dir die Veränderung Deines Körpers.
Wenn die Stimme beispielsweise von rechts kommt, dann lass’ sie doch zur Abwechslung mal von links kommen. Achte darauf, wie das Gefühl sich verändert.
Wenn Du Dich duzt, könntest Du Dich ja auch mal siezen, wenn es um einen negativen Kommentar geht:
„Sie, Herr Schmidt, schaffen das mal wieder nicht.“
Das bringt Dich automatisch zum Schmunzeln – und dazu, der Stimme zu widersprechen.
Dann verhältst Du Dich insgesamt so, dass Dranbleiben leicht wird. Nach außen wirkst Du vermutlich selbstdiszipliniert, aber was Dich wirklich antreibt, ist ein inneres Brennen. Eine Mischung aus Vorfreude, Begeisterung für Dein Ziel und Spaß an der Sache.
Fazit: Nackt gut aussehen darf leicht sein und Spaß machen
Geht es im Leben denn immer nur um Spaß und Freude? Ein Trainer, mit dem ich sprach, sagte dazu einmal:
„Ich bin davon überzeugt, dass der wichtigste Sinn unseres Lebens ist, voll Freude und mit Spaß das zu erschaffen, was wir erschaffen möchten.“
Ich halte das für ein wundervolles unsichtbares Skript. Nackt gut aussehen darf leicht sein. Und vor allem: Es darf Dir Spaß machen.
Spaß macht Selbstdisziplin überflüssig.
Ich mag den Gedanken, dass Du die Ernährung und die Art von Training findest, die Dir Spaß und Freude machen.
Dafür benötigst Du große Ziele, die Dich wirklich begeistern. Dann bringst Du den ganzen Einsatz und die „Arbeit“ für Dein Ziel wird zur Energiequelle, anstelle Energie zu kosten.
Hier sind zwei kostenlose Möglichkeiten, wie Du noch leichter dranbleibst (anstelle mühevoll Selbstdisziplin lernen zu müssen):
- In den ersten vier E-Mails meines Dranbleiber Newsletters zeige ich Dir, wie Du Dir Ziele setzt, die Dich wirklich begeistern. Wenn Du noch nicht eingetragen bist, kannst Du das nachholen, indem Du jetzt hier klickst (es ist kostenlos).
- Im Podcast Special über Mentaltraining geht es exakt dort weiter, wo dieser Artikel endet. Im Gespräch mit verschiedenen Fitness-Profis lernst Du Mental-Tricks kennen, mit denen Du Selbstdisziplin und Frust durch Leichtigkeit und Flow ersetzen kannst.
Es ist eine gute Idee, dass Du immer mehr auf Sprache achtest. Egal, ob im inneren Dialog oder im Gespräch mit anderen Menschen.
Auch das ist das „M“ in der M.A.R.K. Formel – mentales Training.
Mit ein paar richtigen Fragen und ein wenig Übung kannst Du selbst extrem verkrustete unsichtbare Skripte sprengen und Platz machen für den neuen Körper, den Du Dir immer gewünscht hast.
Frage der Woche: Lass uns die Fragen von oben nochmals aufgreifen. Welche unsichtbaren Skripte verbindest Du mit „nackt gut aussehen“? Ist das für Dich ein positiver Wert und ein Ziel? Woran würdest Du merken, dass Du Dein Ziel erreicht hast? Gäbe es einen Unterschied zu Deinem jetzigen Leben? Woran genau würdest Du diesen Unterschied festmachen? Interessant ist auch die Kehrseite Deines Erfolgs: Was wäre der Nachteil, wenn Du endlich den Körper hättest, den Du angeblich schon seit Jahren haben willst? Welche negativen Konsequenzen hätte das? Schreib einen Kommentar.
Bildquellen
Fotos im Artikel „Selbstdisziplin lernen“: © Shutterstock.com: Jacob Lund (Titelbild mit Boxerin).
- Daniel Kahneman: The Riddle of Experience vs. Memory. TED Talk, 2010 [↩]