Steigst Du auch jeden Morgen auf die Waage? Selbst unter Fitness Coaches ist das umstritten. Aber wenn Du es richtig machst, kann jeden Tag wiegen sinnvoll sein – und Dir Rückenwind geben, beim Abnehmen und im Muskelaufbau.
Tipp: Diesen Artikel gibt’s auch als Podcast 👇👇👇
Kennst Du die Amazon Prime Serie „The Marvelous Mrs. Maisel„?
Die Hauptdarstellerin, Midge Maisel, hat eine ziemlich schräge Tagesroutine:
Sie misst die Umfänge ihres Bauchs, der Hüfte, Oberschenkel und Waden.
Und zwar jeden. Einzelnen. Tag.
Wenn Du mich fragst, ich halte das für etwas übertrieben.
Klar, wenn Du Muskeln aufbauen willst, solltest Du auch Deine Körperumfänge messen.
Aber bestimmt nicht täglich, alle zwei Wochen genügt. Und was ist mit dem Körpergewicht?
Wenn Du Fett abbauen willst, dann kann jeden Tag wiegen sinnvoll sein.
Die Betonung liegt auf KANN.
Was ist (D)ein Feedback-System?
Ich persönlich wiege mich seit Ewigkeiten einmal pro Woche, bevor ich meinen Körperfettanteil ermittle.
Das empfehle ich auch meinen Klienten – egal, ob sie Fett abbauen oder Muskeln aufbauen wollen.
Was Du misst, kontrollierst Du.
Das Motto wird dem Ökonomen Peter Drucker zugeschrieben („what gets measured, gets managed“). Aber das Prinzip lässt sich auf jede Art der Veränderung übertragen – auch die körperliche.
Wenn Du Ziele erreichen willst, brauchst Du ein Feedback-System.
Also etwas, an dem Du festmachen kannst, ob Du Deinem Ziel überhaupt näher kommst – oder nicht.
Wenn Du Fett abbauen willst, solltest Du Deinen Körperbau verfolgen. Also Körperfettanteil und Körpergewicht.
Ich tracke beides in einer Excel-Tabelle. Meine Excel-Vorliebe hat vermutlich mit meinem früheren Job als Projektmanager zu tun.
Moderne Digitalwaagen wie die Body+ von Withings nehmen Dir die Schreibarbeit ab. Sie protokollieren Deine Messungen für Dich und bereiten sie in der Health-App grafisch für Dich auf.
Damit ist der Zeitaufwand minimal: Nur kurz auf die Waage hüpfen, fertig.
Es gibt allerdings noch einen weiteren Faktor – und der könnte für einige von uns eine gravierende Rolle spielen …
Der falsche und der richtige Mindset beim Wiegen
Es gibt unzählige Menschen, die die Kontrolle über ihre Gefühle an ihre Waage outsourcen.
Wiegen sie mehr als gestern, ist der Tag gelaufen – aber wenn das das Gewicht nach unten geht, sind sie gut drauf.
Keine gute Idee.
Denn Dein Körpergewicht ist wie das Wetter bei uns in Hamburg – sehr wechselhaft. Und das ist normal:
Dein Gewicht WIRD von Tag zu Tag schwanken.
Wenn Du Dich jeden Tag wiegst, wirst Du – unabhängig davon, ob Du abnimmst oder nicht – Fluktuationen in beide Richtungen feststellen. Vielleicht sind es nur ein paar Hundert Gramm Abweichung zu gestern, vielleicht aber auch ein paar Kilos.
Beispiel gefällig? Schau, wie sich mein Körpergewicht in letzter Zeit entwickelt hat.
Du siehst, wie deutlich einzelnen Messungen (hellblau) um den Mittelwert (dunkelblau) ausschlagen. Dafür gibt es vielerlei Gründe.
Aber eines solltest Du immer im Hinterkopf haben:
Eine sprunghafte Gewichtsänderung ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit NICHT auf Körperfett zurückzuführen.
Vor allem dann nicht, wenn Du Dich jeden Tag wiegst.
Dein Körper wird in 48 Stunden keine 1-2 Kilo Fett einlagern.
Not going to happen!
Ebenso wenig wirst Du 1-2 Kilo Fett in ein oder zwei Tagen abnehmen können. Sorry!
Hier ist ein Tipp, den ich meinen Klienten mitgebe, die abnehmen wollen …
Wenn Dein Gewicht abfällt, sei nicht ZU euphorisch.
Und auch wenn es ansteigt, bleib entspannt.
Die größeren Schwankungen sind meist auf den Wasserhaushalt Deines Körpers zurückzuführen. Oder auf eine ballaststoffreiche Mahlzeit, die sich gerade auf ihrer Reise durch Deinen Körper befindet.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf kann jeden Tag wiegen sinnvoll sein.
Denn so baust Du eine stabile Gewohnheit auf, an der Du automatisch dranbleibst. Außerdem wirst Du die täglichen Schwankungen bald als normal ansehen.
Wie Du jeden Tag wiegen sinnvoll in die Praxis umsetzt
Hier sind ein paar praktische Tipps fürs tägliche Wiegen:
- Gehe jeden Tag möglichst zur gleichen Uhrzeit auf die Waage.
- Protokolliere Dein Gewicht. (Wenn Dir der Schreibkram zu aufwändig ist, verwende eine WLAN-Waage, die Dir das Protokollieren abnimmt.)
- Beachte jeweils NUR das NIEDRIGSTE Gewicht der Woche.
Dass Dein Körpergewicht im Verlauf von sieben Tagen schwankt wie der DAX, ist normal.
Du vergleichst den niedrigsten Wert einer Woche mit dem der Vorwoche.
That’s it.
Wer am Wochenende ernährungstechnisch eher Fünfe gerade sein lässt, wiegt Montags meist etwas mehr – und ist am Freitag tendenziell etwas leichter.
In dem Fall wäre also der Freitag ein guter Vergleichstag. Aber es MUSS nicht der Freitag sein.
Jeder niedrigere Wert (egal an welchem Tag) gegenüber der Vorwoche signalisiert Dir, dass Dein Abnehmvorhaben funktioniert.
Und noch etwas ist wichtig.
In den seltensten Fällen wird Dein Körpergewicht mehrere Wochen am Stück sinken.
Auch das ist normal. Stillstand beim Abnehmen ist nichts Ungewöhnliches – vor allem, wenn Du Deinem Zielgewicht nahekommst.
Am besten stresst Du Dich damit nicht allzu sehr.
Mit der richtigen Einstellung fühlt sich regelmäßiges Wiegen eher wie ein Spiel an.
Angenommen, Du hättest letzten Dienstag 87 Kilo auf die Waage gebracht (ich nehme für dieses Beispiel einfach mal mein Gewicht, no offense!). Jetzt versuchst Du, nächsten Montag oder Dienstag auf 86,5 Kilo zu kommen.
Meist pusht Dich dieses (Teil-)Ziel dazu, jeden Tag etwas dafür zu tun.
Vielleicht nimmst Du Dir die Zeit, Deine Mahlzeiten bewusst zu planen, isst langsamer, ziehst Dein Workout durch oder gehst wirklich 10.000 Schritte am Tag.
Und dann stellst Du fest:
Du wirst, ein 250-Gramm-Butterpäckchen zur Zeit, schlanker.
Genau. 250 Gramm sind eine Menge. Nämlich ziemlich genau ein Päckchen Butter, das Du weniger am Körper mit Dir umherträgst.
Umgekehrt bleibst Du auch ehrlich zu Dir selbst.
Jeder kann behaupten, in wenigen Tagen 3 Kilo abgenommen zu haben (Frauenzeitschriften werben gerne mit solchen Diäten).
Das Problem ist, dass es sich dabei gar nicht um Fett handeln KANN. Meist sind es Wasser, Ballaststoffe oder andere Dinge – hoffentlich keine Muskulatur.
Wer glaubt, in 5 Tagen ein paar Kilo Fett abbauen zu können, macht sich was vor.
Der Vorteil ist, sobald Du diese Marketing-Märchen loslässt, entwickelst Du auch ein entspannteres Verhältnis zum eigenen Körpergewicht. Und bleibst realistisch:
Du bekommst ein gutes Bild Deines Fortschritts, wenn Du die Mindestwerte der letzten beiden Wochen miteinander vergleichst.
Das trifft vor allem dann zu, wenn Du Dich über vier und mehr Wochen jeden Tag wiegst.
Fazit
Wenn Du willst, dass Dein Körperbau sich verändert, solltest Du ihn messen. Und zwar REGELMÄßIG.
Dazu benötigst Du zwei Werte, die Du – wenigstens einmal pro Woche – monitoren solltest:
Tipp: Hinter den beiden Links findest Du ausführliche Tutorials zu beiden Methoden.
Keine Sorge, mit etwas Übung ist der Zeitaufwand minimal: Ich brauche maximal 3 Minuten pro Woche – inklusive Übertragung meiner Messwerte in Excel. Zurück zur Eingangsfrage:
Ist jeden Tag wiegen sinnvoll? Ich bin der Meinung: Ja.
Und zwar genau dann, wenn Du …
- Erstens: Fett abbauen willst.
- Zweitens: den Gedanken loslässt, Körpergewicht sei gleich Körperfett.
- Drittens: Auf TRENDS achtest, statt auf Einzelwerte – Stichwort: Mindestgewicht.
Dieser Mindset ist wichtig. Schließlich willst Du Dich damit nicht stressen, sondern einen SPIELERISCHEN Umgang pflegen.
Wenn Du es bequem magst, kannst Du eine Waage verwenden, die das Protokollieren für Dich erledigt. Ich verwende dieses Modell. (Wobei dieses günstigere Modell für unsere Zwecke völlig ausreicht.)
Frage: Wie sieht Dein Feedback-System aus? Gehört jeden Tag wiegen für Dich zur Routine? Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Schreib einen Kommentar.
Bildquellen
Bilder im Artikel „Ist tägliches Wiegen sinnvoll?“: © Depositphotos: KarepaStock (Titelbild mit der Waage). © Amazon Prime / Nicole Rivelli (The Marvellous Mrs. Maisel).