Fast jede Woche erscheint eine neue Studie, die die „Wahrheit“ von gestern in Frage stellt.
Vielleicht hast Du von der israelischen Studie gehört, die die Auswirkung von Süßstoffen auf das Körpergewicht untersuchte.1
Diese Studie fördert einen ganz anderen wichtigen Punkt zu Tage, der mir zu selten thematisiert wird. Ich meine den Charakter dieser Art von „Studien“.
Viele Menschen sind frustriert, weil die Wissenschaft sich so oft widerspricht: Was stimmt, was stimmt nicht?
- An einem Tag ist Fleisch gesund, am anderen verursacht es Herzinfarkt.
- An einem Tag ist Getreide ungesund, am anderen Bestandteil einer vollwertigen Ernährung.
- An einem Tag können wir Eier essen, am anderen nicht.
- …
Mir fällt noch mehr ein, aber ich denke, der Punkt wird klar.
Du bist frustriert und wütend und wahrscheinlich auch ziemlich verwirrt, weil es bei dem ganzen Hin und Her unmöglich ist, zu sagen, was stimmt und was nicht.
Aber weißt Du was?
In der Forschung ist das NORMAL.
Wissenschaft heißt im Wesentlichen, Hypothesen zu testen.
In allen Studien geht es genauso um Antworten, wie auch um NEUE FRAGEN.
Die Wahrheit ist doch…Fettabbau passiert nicht im Vakuum unter Laborbedingungen. Es findet im REALEN LEBEN statt.
Eine Studie ist nur ein Kapitel eines Fortsetzungsromans – manchmal das erste Kapitel.
Forschung ist wichtig. Aber Forschung bedeutet auch Frust, weil die Antworten uns oft nur das zeigen, was wir NICHT wissen.
Und dann…mit der Zeit, viele (viele!) Studien später, wissen wir endlich mit mehr Gewissheit – aber nicht mit absoluter Gewissheit – was wahr ist.
Also…wie gehst Du damit um?
Ganz ehrlich, ich würde 99% der Medienberichte zu neuen Studien schlicht und einfach IGNORIEREN.
Ich weiß, das mag absurd klingen. Aber eine Studie ist nur eine kurze Szene eines Films, nur eine Tonfolge einer Sinfonie.
Eine „erstaunliche neu Studie“ eignet sich vielleicht, um ein Partygespräch in Schwung zu bringen. Aber in Aktionismus zu verfallen, ist genauso schlecht für Deinen Lifestyle wie für Deine Gesundheit – und zwar die körperliche UND die geistige.
Medien wollen Auflage machen und neue Studien helfen ihnen dabei. Die Zusammenhänge werden oft nicht vollständig durchdrungen oder stark vereinfacht.
Es ist eine gute Idee, wenn Du auf diejenigen hörst, die diese Studien beruflich lesen. Experten, die Dir glaubwürdig erscheinen. Damit meine ich diejenigen, die erst dann auf den Alarmknopf drücken, wenn wirklich etwas Wichtiges passiert.
Du darfst Geduld haben mit neuen Ergebnissen. Es gibt Menschen, die sofort aufschrecken und überreagieren – das ist wahrscheinlich die schlechteste Lösung.
Lass‘ die Staubwolke absinken. Dann werden neue Fragen sichtbar und mit der Zeit wird es auch neue Antworten geben.
Konzentriere Dich auf die gesicherten Grundlagen.
Übrigens gibt es keinen Grund, auf die Forschung sauer zu sein. Wissenschaft ist wichtig.
Sei lieber wütend auf schlechte Berichterstattung. Damit meine ich Berichte, die Dich dazu verleiten, ungesicherte Ideen zu glauben, die sich in der Praxis erst noch bewähren müssen.
Frage: Was hast Du in diesem Kontext erlebt? Kennst Du Menschen, die sich ins Hamsterrad der „neuen Studien“ einspannen lassen oder vielleicht auch solche, die entspannt bleiben? Wie gehst Du selbst mit „bahnbrechenden“ neuen Veröffentlichungen um? Schreib einen Kommentar.
Wissenschaftliche Methoden: Links und Weiterführendes
Hier sind einige unabhängige Quellen, die den Stand der Forschung kontinuierlich monitoren und konkrete Empfehlungen ableiten:
- Trainingslehre (für Personal Trainer und Fitness Coaches): Strength and Conditioning Research von Chris Beardsley und Bret Contreras
- Nahrungsergänzungsmittel (für Personal Trainer und Fitness Coaches): Reference Guide von Examine.com
- Nahrungsergänzungsmittel (für die praktische Anwendung): Stack Guides von Examine.com.
Diese Quellen sind englischsprachig. Weitere (auch deutsche) Literaturtipps findest Du hier im Blog unter Ressourcen.
In der medialen Berichterstattung wird oft der Zusammenhang zwischen Korrelation und Kausalität verwechselt – so entstehen z.B. Ernährungsirrtümer.
Bildquelle im Kommentar zum Thema „wissenschaftliche Methoden“: (c) Depositphoto.
- Jotham Suez, et al.: Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. Nature 514, 181–186, Oct. 2014 [↩]