2014 beginnt…freihändig. Einen Kater wie nach dieser Silvesternacht hat mein Trizeps noch nicht erlebt.
Anders formuliert:
- Hinsetzen und dabei mit den Armen abstützen? Unmöglich.
- Beim Aufstehen mit Armen hochstemmen? Unmöglich.
- Beim Radfahren auf den Lenker stützen? Unmöglich.1
Das Ganze hängt mit einer fixen Silvester-Idee zusammen, aus der eine kleine Untergrund-Bewegung wurde…
Worum geht es bei der 2013 Liegestütze Challenge?
Die fixe Idee hatte ich, als ich meine Ziele für Dezember 2013 erst in der MarathonFitness Facebook Gruppe kundtat und dann diesen Artikel schrieb, in dem es darum ging, wie Du vom Träumer zum Macher wirst.
Ein Freund gab mir den Tipp, die Sache zur Abwechslung mal auf Video zu dokumentieren – also Film ab.
So schaffst Du 2.013 Liegestütze in 24h…
…eine Chronologie in 3 Akten.
1. Akt: Die ersten 100 Liegestütze
30. Dezember 2013, 21:38 Uhr. Bisher habe ich der Silvester-Challenge mit einer Mischung aus Neugier und Zweckoptimismus entgegengeblickt, doch so langsam werde ich nervös. 2013 Liegestütze? Vielleicht habe ich beim Bund mal 1/10 an einem Tag absolviert – wenn’s hoch kommt.
Werde ich es schaffen? Wie werde ich mich nach 1000, 1500, 1900 Liegestützen fühlen…? Wie teile ich mir meine Zeit und meine Kraft ein, damit das Ziel erreichbar bleibt…?
Was wäre, wenn es nicht…? Stop! Ich ertappe mich dabei, wie meine Gedanken in eine Richtung driften, die nicht hilfreich ist. Ich beschließe, mich stattdessen um Unterstützung zu kümmern und Mitstreiter zu finden.
- Erstens: Ich verabrede mich mit einer Freundin zum Laufen. „11 Uhr, Alsterufer. Es wird ein kleines Abenteuer. Oh, und Du bist die Kamerafrau“, sage ich ihr.
- Zweitens: Die Resonanz war bereits Anfang Dezember großartig, als ich die Challenge das erste Mal auf Facebook erwähnte. Ich bin gespannt, wer jetzt tatsächlich dabei ist, und frage noch einmal auf Facebook nach.
Damit hätte ich nicht gerechnet. Alleine via Facebook haben sich spontan mehr als ein Dutzend Dranbleiber angeschlossen: Richard, Hendrik, Rainer, Tob Ro, René, Mike, Ramona, Vittorio, Andreas, Clasa, Ma Mucke, Dominic, Vereni, Frank… Leute, ihr rockt! Silvester kann kommen.
23:46 Uhr. Bevor ich ins Bett gehe, mache ich testweise 100 Liegestütze in 4 Sätzen mit je 1 Minute Pause: 30, 25, 25, 20. Anstrengend. Sicher liegt es an der Uhrzeit und an meinem heutigen Training … rede ich mir ein.
Da es noch vor Mitternacht ist, zählen die Wiederholungen nicht. Schade.
2. Akt: Die ersten 1000 Liegestütze
31. Dezember 2013, 8:58 Uhr. Mist, schon so spät? Okay, ausgeschlafen bin ich. Ich rechne kurz nach. 15 Stunden habe ich noch, macht knapp 135 Liegestütze pro Stunde. Ich starte mit der ersten 100er Einheit. Es läuft, bringt Spaß. Aber es liegen auch noch 1913 Stück vor mir und ich merke, dass Zeitmanagement ein echtes Thema in einem gut gefüllten Tag wird.
14:39 Uhr. Zwischenstand: 954 Stück sind im Kasten. So langsam fühlen sich die Arme nach Pudding an. Ich poste ein kurzes Video von der Alster auf Facebook und frage die anderen im Team, wie gut sie vorankommen.
Inzwischen habe ich einen Weg gefunden, der mich voranbringt und gleichzeitig meine Kräfte schont:
- Submaximale Liegestütz-Sätze: Gehe nicht ans Muskelversagen, sondern beende den Satz 1-2 Wiederholungen zuvor. So ermüdet der Muskel nicht so stark und Du bist in der Lage, in Summe mehr Wiederholungen zu absolvieren.
- Mittlere Regenerationspausen einbauen: Ich habe festgestellt, dass Pausen á 30 Minuten zwischen meinen „Arbeitseinheiten“ eine gute Regeneration bringen. Ich stelle den Wecker auf 30 Minuten, in denen ich keine Liegestütze mache. Danach plane ich ein Set mit 100-120 Liegestützen:
– 1 Satz Liegestütze submaximal (so viele wie möglich)
– 60-120s Pause
– 1 Satz Liegestütze submaximal (so viele wie möglich)
– 60-120s Pause
– … (Wiederholen bis 100-120 Stück im Sack sind.) - Saubere Technik gegen Überbelastung: Achte auf eine saubere Technik, auch wenn’s anstrengend wird. Ich habe mein rechtes Handgelenk kurzlich beim Training überlastet und bin die Sache noch nicht los. Eine Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk kann einen Satz Liegestütze schnell in ein hoffnungsloses Unterfangen verwandeln – das willst Du unbedingt vermeiden. Liegestütz-Griffe können helfen, die Handgelenke vor einer einseitigen Belastung zu schützen. Außerdem solltest Du die Technik-Tipps in diesem Artikel berücksichtigen.
Zwischenfazit: So langsam wird’s anstrengend. Wenn Du einen Marathon läufst, bilden die ersten 30 km die erste Hälfte und die verbleibenden 12 km die zweite Hälfte. Ich vermute, mit Liegestützen verhält es sich ganz ähnlich: Die letzten 500 werden wahrscheinlich am härtesten…
Was soll’s. Keine Arme, keine Kekse – wir ziehen das durch. Gemeinsam! Außerdem klingelt der Wecker. Die nächsten 120 warten…
3. Akt: Die verflixten letzten 200
20:59 Uhr. Auf gutdeutsch: Ich bin im Ar***! Nicht in der Brust oder Schulter, aber mein Trizeps brennt wie Hölle. Das ist mehr, als nur ein ermüdeter Muskel – ich merke, dass ich der Grenze nahe bin. Der Schweinehund wacht auf und bringt mich auf eine tückische Idee: „Mark, es reicht doch, wenn Du nur 1913 Liegestütze machst. Zähl‘ die 100 von gestern Abend dazu und alles ist gut!“
Tatsächlich spiele ich kurz mit dem Gedanken. Dann denke ich an morgen. Was sage ich den Dranbleibern, die es ehrlich versucht haben? Was sage ich meinem Spiegelbild? Erzählen, wie ich meine eigenen Regeln aus Bequemlichkeit angepasst habe? Niemals!
„Egal, was passiert, Du ziehst das durch!“ Ich beiße die Zähne zusammen und mache weiter. Ich bin dankbar für meine Freunde, die mich auf diesem letzten Stück unterstützen.
22:28 Uhr. Yes! Die 2013 sind im Kasten. Mission accomplished! Ein Gefühl wie beim Marathon-Zieleinlauf. Es ist egal, ob ich meinen Trizeps jemals wieder benutzen werden kann – das ist es wert. Und jetzt … wird gefeiert!
Epilog: Teamwork!
Eins steht fest: Alleine hätte ich die Sache nicht gerissen. Tausende Dranbleiber wussten Bescheid. Das half mir beim Dranbleiben und dafür bedanke ich mich bei Dir!
Ich bin begeistert, wie viele tatsächlich mitgemacht und sich gegenseitig unterstützt haben. You rock! Ich glaube, keiner von uns wäre alleine so weit gekommen.
Dabei ist nicht wichtig, ob Du „nur“ 213 oder 2013 Liegestütze gemacht hast. Wie viele mehr sind das, als Du jemals in 24h zuvor gemacht hast…?
Herzlichen Glückwunsch und großen Respekt an alle Dranbleiber, die die Challenge mitgemacht haben! Hier ein paar Zahlen, soweit sie mir vorliegen:
- Patrizia – 2014 Liegestütze
- Ralf – 2013 Liegestütze
- Clasa – 1023 Liegestütze
- René – 629 Liegestütze
- Andreas – 1500 Liegestütze
- Louise – 120 Liegestütze
- Frank – 255 Liegestütze
- Pearl – 700 Liegestütze
- Tob Ro – 2013 Liegestütze
- Vereni – 620 Liegestütze
- Dominic – 2013 Liegestütze
- Kamui – 1270 Liegestütze
- Corinna – 13 Liegestütze
- Mark – 2013 Liegestütze
- Summe – 16.196 Liegestütze
Der ist wichtig: Das hier sind nur Zahlen – wir messen uns an uns selbst.
Frank bringt es auf den Punkt:
„Ich bin auch überhaupt nicht traurig drüber, dass ich ’nur‘ 255 Stück geschafft habe. Hätte mir jemand vorher erzählt, das ich soviel an einem Tag ‚pumpen‘ würde, ich hätte es nicht geglaubt.“
Ich glaube, jeder Einzelne hat vorgestern unter den gegebenen Bedingungen – Silvester 2013 – einen neuen Liegestütze Rekord aufgestellt!
Fazit
Ich zähle 14 Dranbleiber, die den 31. Dezember 2013 mit insgesamt fast 16.200 Liegestützen zu einem unvergesslichen Event gemacht haben.
An alle, die mitgemacht oder die Daumen gedrückt haben: Wie läuft die Regeneration? Ich habe guten Muskelkater in Brust, Trizeps, Schultern – wie geht es Dir? Was nimmst Du für Dich mit, was hast Du gelernt, was hat funktioniert? Du hast mitgemacht und wurdest nicht erwähnt? Schreib einen Kommentar.
- „So stelle ich mir einen radelnden Cowboy vor.“, hättest Du wahrscheinlich gedacht, wenn Du mich auf dem Fahrrad beobachtet hättest. Und – Lenken nur mit dem Bizeps? Geht. Sieht aber komisch aus. [↩]