Bam! Der Startschuss fällt.
Tausende Marathonläufer beginnen beim „Toronto Waterfront Marathon 2004“ ihre 42,195 Kilometer langen Heldengeschichten.
Ein aufregendes Studienjahr beginnt für mich mit diesem echten Highlight, bei dem ich meine bisherige persönliche Bestzeit brechen will.
Die Strecke ist wunderschön: Zur Linken ruht der meeresgleiche Lake Ontario, zur Rechten ragen die verspiegelten Wolkenkratzer der kanadischen Metropole in den Himmel.
Auf den ersten Kilometern mache ich allerdings eine Begegnung, die ich niemals vergessen werde.
Neben mir läuft der Marathon-Weltmeister in der Altersklasse Neunzigplus.
Sein Name: Fauja Singh.
Bernhard Gusenbauer, Gründer des Blogs Motivationsgeschichten, erzählt Dir in diesem Gastbeitrag die unglaubliche Geschichte des vielleicht ältesten Dranbleibers der Welt.
Fauja Singh – Die unglaubliche Geschichte des 100-jährigen Marathonläufers
Als ich die Geschichte von Fauja Singh zum ersten Mal hörte, gab sie mir die Zuversicht und die Hoffnung, alles im Leben erreichen zu können.
Entdecke auch Du die Geschichte hinter einem beherzten Inder, der seine größte Lebenskrise mit Hilfe des Sports überwinden konnte!
„Schicksalsschlägen kannst Du im Leben nicht aus dem Weg gehen. Wichtig ist, wie du damit umgehst“
– Bettelheim Bruno
Es ist die Geschichte eines einfachen Bauern…
1911. Es ist der 1. April, als in einem kleinen Dorf in Bias Pin (Indien) helle Aufregung herrscht. Fauja Singh, Sohn einfacher, ehrlicher, hart arbeitender Bauersleute erblickt das Licht der Welt. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen heran und muss seinen Eltern auf der Farm bereits früh zur Hand gehen. Er ist Zeitzeuge der Unterdrückung durch die britische Besatzung, der großen Taten Mahatma Gandhis und der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947.
Schon in seiner Jugend geht er, wenn es die wenige Zeit erlaubt, seiner Leidenschaft, dem Laufen, nach. Fauja Singh muss dies aber nach der Hochzeit aufgeben, damit er seine Frau und seine Kinder ernähren kann. Er arbeitet jeden Tag unter schwierigsten Bedingungen.
Wie aus einer Lebenskrise ein Neubeginn wird.
1992. Die erwachsenen Kinder sind längst aus dem Haus. Fauja Singh weint bitterliche Tränen in einer dunklen Ecke seines kleinen Bauernhofes. Seine geliebte Frau wurde ihm durch einen tragischen Unfall genommen. Sein gesamter Lebensinhalt ist mit einem Schlag vernichtet worden. Der mittlerweile 81-jährige sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben. Er verfällt in eine tiefe Lebenskrise, gibt sein Leben als Bauer auf und übersiedelt nach Großbritannien zu seinem jüngsten Sohn.
Fauja Singh: „Ich wollte nicht alleine bleiben.“
81 Jahre: Zu alt, um mit dem Laufen zu beginnen?
Fauja Singh fühlt sich in seinem neuen, westlichen Leben überhaupt nicht wohl. Eines Tages sieht er einen Marathon im Fernsehen und erinnert sich an seine Jugendzeit zurück, in der er ein begeisterter Läufer war.
Die Lebensgeister von Fauja Singh beginnen langsam wieder zu erwachen und er versucht, die ersten Meter zu laufen. Er muss eine sportliche Auszeit von über 70 Jahren überwinden, aber sofort spürt er wieder seine Freude für diesen Sport. Fauja Singh steigert nun immer weiter sein Laufpensum und lässt sich von den Pessimisten nicht entmutigen, welche den lauffreudigen Inder aufgrund seines hohen Alters für verrückt halten.
Aber er hat wieder einen Sinn in seinem Leben gefunden und ist seit langer Zeit wieder richtig glücklich.
Fauja Singh: „Gott hat mir die Begabung gegeben zu laufen, also bin ich eben gelaufen.“
89 Jahre: Zu alt, um einen Marathon zu laufen?
2000. Der Startschuss zum Londoner Marathon fällt und Fauja Singh befindet sich mitten im Teilnehmerfeld. Keiner rechnet mit einem langen Lauf des gebrechlichen Inders. Er wird von den Leuten bemitleidet und belächelt.
Aber am Ende lacht keiner mehr über den 89-Jährigen, der seinen ersten Marathon sensationell beenden kann.
Beim Marathon in New York, kurz nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center, wird er aufgrund seines Turbans als Terrorist beschimpft. Die Leute pfeifen Fauja Singh aus und beleidigen ihn. Aber der beherzte Inder hat schon viele Konflikte in seinem Leben überstehen müssen und läuft zielbewusst weiter. Trotz vieler Demütigungen kann er die Ziellinie überqueren.
Am 16. Oktober 2011 schreibt er Weltgeschichte. Er beendet als Hundertjähriger, und damit als ältester Mensch überhaupt, einen Marathon.
Fauja Singh: „Ältere sollten viel lachen, stressfrei leben und sich von der Vorstellung lösen, alt zu sein.“
Was ist das Geheimnis seines Erfolges?
Fauja Singh leistet sich kein Luxusleben. Er hat genug zu essen und ein Dach über den Kopf. Er ernährt sich gesund, raucht nicht und trinkt auch keinen Alkohol. Er blickt optimistisch in die Zukunft und setzt sich ständig neue Ziele, die seinem Leben neuen Sinn geben.
Fauja Singh ist heute durch seine sportlichen Leistungen Vorbild für viele Menschen auf der Welt. Er glaubt immer an seine Ziele, setzt sich seine eigenen Regeln und lässt sich durch Schwarzmaler niemals unterkriegen.
Was Fauja Sing so besonders macht, ist der unbedingte Wille, sein Leben selbst zu gestalten. In meinen Augen sind es weniger Talente, sondern vielmehr Fähigkeiten, die jeder Mensch in sich trägt:
- Entwickle Ziele, die Deinem Leben einen Sinn geben!
- Setze Dir Deine eigenen Regeln!
- Lass dich niemals von Pessimisten entmutigen – Gehe Deinen eigenen Weg!
Was inspiriert Dich an der Lebensgeschichte von Fauja Singh? Welche bekannten Persönlichkeiten – ob Sportler oder nicht – inspirieren Dich? Schreib einen Kommentar.
Bernhard Gusenbauer ist Gründer des Blogs Motivationsgeschichten, mit dem er Menschen auf dem Weg zu einem erfolgreichen und erfüllten Leben unterstützt. Quentin Tarantino, Lionel Messi, Madame Tussaud und Vin Diesel sind nur einige der vielen interessanten Menschen, deren faszinierende Lebensgeschichten er aus einer ungewohnten Perspektive neu erzählt.
Fotos im Artikel „Fauja Singh“: Prachatai, » Zitona « (CC BY-NC-SA 2.0) via Flickr; HiraV / CC BY-SA.