„Ich habe schlechte Gene.“
Willkommen im Club!
Solche Frust-Themen erreichen mich täglich:
- „Ich achte auf meine Ernährung und dennoch nehme ich nicht ab.“
- „Mir fehlt die Konsequenz: Irgendeine Ausrede fällt mir ein und dann werde ich wieder träger…“
- „Ich trainiere seit Monaten täglich und auf der Waage tut sich rein gar nichts.“
- „Ich mache keine Fortschritte im Training. Liegt es an meiner Veranlagung?“
Viele von uns sind insgeheim der Meinung: „Meine Gene sind schuld.“
„Das ist doch unfair!“, ist oft der nächste Gedanke – gefolgt von einem BESCH*****EN Gefühl in der Magengegend.
Neben schlechten Genen kann es an vielen anderen Gründen liegen, dass wir auf der Stelle treten. Aber lass uns heute einfach mal annehmen, wir kennen den Grund: „Unsere Gene sind schuld.“
Denn mit diesem Gedanken begeben wir uns so richtig schön auf mentales Glatteis.
Warum?
Ich möchte Dir eine Geschichte erzählen, die Dich vielleicht überraschen wird…
Schlechte Gene: Sind sie ein Fluch …?
Ich bin kein geborener Marathonläufer. Ganz im Gegenteil.
Meine Eltern haben mich mit Typ 1 Muskelfasern nicht gerade üppig ausgestattet.
In meiner Jugend endete ein Lauf über 1000 Meter jedes Mal in einem Desaster.
Ich war so schlecht im Mittel- und Langstreckenlauf, dass ich während meiner Schulzeit nie das deutsche Sportabzeichen schaffte. Die Zeiten, die ich hätte laufen müssen, schienen so weit entfernt wie die Landung des ersten Menschen auf dem Mars.
Andere schafften es – und mussten noch nicht einmal dafür trainieren.
Schlechte Gene? Unfair? Mag sein.
Als ich 19 wurde, wollte ich Offizier werden. Ich verpflichtete mich für 2 Jahre bei der Bundeswehr. Mein Problem: Das Offizierspatent erhält nur, wer 3000 Meter in unter 13 Minuten läuft. Meine Bestzeit lag zu dem Zeitpunkt bei etwa 15:30 Minuten.
Für mich waren das Lichtjahre!
Damals war es ein Kamerad und Freund, der an mich glaubte und mir versicherte, ich könne das schaffen. Wäre er nicht gewesen, hätte ich die Herausforderung wahrscheinlich nicht angenommen – und Sport wäre nicht der Teil meines Lebens geworden, der er heute ist.
Ich war schockiert, wie viel wir beim Bund laufen mussten. Wahrscheinlich wundert es Dich nicht, dass ich unter den Offizieranwärtern zu den Langsamsten gehörte.
Ich habe das Training gehasst, bin jedes Mal 1000 Tode gestorben. Wochenlang. Nach 8 Wochen wurde ich zur Gebirgsjäger-Truppe versetzt. Die Quälerei ging unermüdlich weiter – aber so langsam merkte ich auch, wie ich fitter wurde.
Irgendwann, nach gut 3 Monaten … ist der Knoten geplatzt.
Und dieser Moment sollte mein Leben für immer ändern.
… oder sind sie ein Segen?
Mein Körper hatte sich an die Belastung gewöhnt, angepasst. Ich begann zu genießen, was ich früher hasste.
2001 der erste Marathon, den ich im hinteren Mittelfeld in viereinhalb Stunden finishte. 10 Jahre später lief ich nach 3 Stunden 12 Minuten ins Ziel. In dem Jahr gehörte ich zu den Top-10% der deutschen Marathonläufer. Und – ich hatte trotz „schlechter Gene“ eine nicht versiegende Quelle für viel Lebensfreude gefunden.
Die Top-10% sind für mich nicht wichtig. Und ich erzähle diese Geschichte auch nicht, um anzugeben. Ich möchte Dir damit ein Stück Mut weitergeben, Deinen Status-Quo nicht als gegeben hinzunehmen und Dich zu inspirieren, wohin die Reise mit einer guten Portion Motivation gehen kann.
Ich kenne einige Läufer, die mit weniger Training in kürzerer Zeit schneller ins Ziel kommen. Ein Bekannter hat nach jahrzehntelanger Laufpause mit über 40 wieder begonnen zu trainieren und ist nach anderthalb Jahren einen Marathon in unter 3 Stunden gelaufen.
Gute Gene? Unfair? Wurscht. Ich freue mich ganz ehrlich für ihn!
Ich bin dankbar für meine „schlechten Gene“ – für mich sind sie ein Geschenk! Trotz „schlechter Gene“ ist das Laufen Teil meines Lebens geworden, eine Quelle positiver Gefühle und ein Ventil für schlechte Stimmung und Stress.
Gut möglich, dass ich dem Laufen nie die Wertschätzung gegeben hätte, wenn ich es mit der Muttermilch aufgesogen hätte. Gerade weil ich kein „genetisches“ Talent zum Langstreckenlauf habe, habe ich etwas Entscheidendes gelernt: Veranlagung mag eine Rolle spielen, aber ein unbedingtes ZIEL ist viel wichtiger.
Der WILLE zur Veränderung ist es, der wirklich Berge versetzt, nicht vermeintlich gute oder schlechte Gene. Auch wenn der Weg Kraft und Entbehrung kosten mag – Spaß an der Veränderung sollte immer dabei sein.
Wer trägt die Verantwortung für schlechte Gene?
Quizfrage: Wieviel Verantwortung trägst Du für Dein Leben und die Umstände im Deinem Leben?
50 Prozent?
70 Prozent?
Vielleicht sogar 90 Prozent?
Der Autor Jack Canfield stellt eine einfache Formel auf:
UMSTÄNDE + HANDELN = ERGEBNIS
Die ERGEBNISSE, die wir im Leben erzielen, sind die Summe der äußeren UMSTÄNDE (Gene, Talent, Wetter, Steuern, Lebensmittelskandale, etc.) und unserer REAKTION auf diese Umstände. Das, was wir TUN.
Wir können zwar nicht beeinflussen, welche Karten uns das Leben aushändigt. Aber wie wir die Karten spielen, beeinflussen wir zu 100%.
Die Frage ist doch: Bist Du bereit, nicht nur für Dein HANDELN, sondern auch für alle ERGEBNISSE in Deinem Leben die Verantwortung zu übernehmen?
Wie wäre es mit 100 Prozent?
Schritt zwei – und das wäre jetzt wirklich nur etwas für Fortgeschrittene – ist: Bist Du bereit, auch für die äußeren UMSTÄNDE in Deinem Leben 100 Prozent Verantwortung zu übernehmen?
Mein Freund Peter schrieb kürzlich in einen grandiosen Blog darüber, wie er „Opfer einer Auseinandersetzung im Straßenverkehr“ wurde. Entschließt sich dazu, 100 % Verantwortung für alle äußeren UMSTÄNDE zu übernehmen – ergreift 100 % Kontrolle. Wird aktiv und nimmt das Ruder fest in die Hand. Hat damit die entscheidende Chance, einen Bereich in seinem Leben zum Positiven zu verändern.
Was kannst Du also tun, wenn Du meinst, die äußeren Umstände seien nicht 100 Prozent optimal?
„Ich habe schlechte Gene. Was kann ich tun?“
Du kannst zuallererst eine ENTSCHEIDUNG treffen.
Die Entscheidung, ob Du Deine Situation (schlechte Gene oder was auch immer) als Fluch oder als Segen ansehen willst.
Wenn Du Dich entscheidest, sie als Fluch zu sehen, machst Du Dich zum Opfer. Du kannst halt nichts dafür. Wenn Du lange genug wartest, passiert vielleicht ein Wunder. Oder auch nicht.
Wenn Du Dich entscheidest, die Umstände als Segen zu sehen, nimmst Du das Ruder fest in die Hand. DU entscheidest dann, wo die Reise lang geht.
Und diese Reise kann ein echtes Abenteuer werden, um das Dich einige Menschen mit „guten Genen“ später einmal beneiden könnten…
Wo hast Du die Erfahrung gemacht, dass Du trotz „schlechter“ Startbedingungen Dein Ziel (sei es im Fitness Bereich oder anderswo) erreichen konntest? Was ist Deine Geschichte? Wo bist Du mit „schlechten Genen“ gesegnet? Schreib einen Kommentar.
Bildquellen
Fotos im Artikel “Die Wahrheit über schlechte Gene”: „the superhero in me is tired“ von rosiehardy (CC), „superman“ von scott feldstein (CC BY 2.0), „Gifted Hero„, „Peter Pan vs. Peter Parker (273/365)„, „Infinite Superman“ von JD Hancock (CC BY 2.0) via Flickr