Todesfälle und Tote – Risiko beim Laufsport, Berglauf und Marathon
– Herbert Steffny
Marathon: Selbstqual der Hobbyläufer bis in den Tod
– Die Welt
Marathon: der Tod läuft mit
– Focus
Marathon: Geht es um Leben und Tod?
– Frankfurter Allgemeine Zeitung
Wenn wir den Titelzeilen glauben schenken, dann müsste es sich beim Marathonlauf um eine der gefährlichsten Sportarten der Welt handeln.
Immer wieder lesen wir in den Medien Berichte über plötzliche Todesfälle während der Lauf-Massenbewegungen.
Kürzlich hörte ich in einem Beitrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einen Bericht über die positiven Auswirkungen des Ausdauersports auf die Gesundheit.
Zuletzt wurde ein Arzt mit den Worten zitiert, Laufen sei freilich gut, aber wer es “übertreibe”, wie beispielsweise beim Marathonlaufen, der riskiere sein Leben – ich zitiere sinngemäß aus dem Gedächtnis.
Danach wurde erwähnt, dass im Jahr 2010 immerhin 10 Menschen bei einem Marathon tot umfielen.
Ist ein Marathon gesund für Dich?
Riskieren wir mit unserem Sport unser leben? Und wie gefährlich ist das Marathonlaufen im Vergleich zu anderen Sportarten wie Fitness, Fechten oder Fußball? Wie viele Menschen sterben in der gleichen Zeit beim Fernsehen?
Spekulationen beiseite, wir beschäftigen uns mit den harten Fakten: Laut Peter Greifs Marathonbestenliste sind im Jahr 2010 über 100.000 Läufer bei einem Marathonwettkampf erfolgreich ins Ziel gekommen, im gleichen Jahr gab es bei diesen Veranstaltungen 10 Todesfälle. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Wettkampf im Langstreckenlauf sein Leben zu lassen, lag in 2010 also bei 10.000 zu 1.
Nehmen wir nun an, die 110.000 Menschen hätten stattdessen im gleichen Zeitraum an einem Fußballturnier teilgenommen oder wären ins Fitnessstudio gegangen – wieviele wären dann ums Leben gekommen?
Fakt ist, dass deutschlandweit jedes Jahr zwischen 100.000 und 200.000 Menschen an plötzlichem Herztod sterben. Bei knapp 80 Millionen Deutschen liegt die Wahrscheinlichkeit für den Durchschnittsdeutschen zwischen 800:1 und 800:2. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei einem Marathon ums Leben komme, ist also deutlich geringer. Nun laufe ich natürlich auch nicht das ganze Jahr über Marathon …
In den letzten 40 Jahren haben Wissenschaftlern Daten über Todesfälle von Marathonläufern bei Wettkämpfen gesammelt. Insgesamt ergab sich ein Datenpool von über 4.500.000 Läufern, von denen 41 an Herzinfarkten bei einem der Wettkämpfe starben, damit liegt die Todesfallquote bei 110.000 zu 1. Professor Bill Roberts von der University of Minnesota Medical School kommentiert: “Wer einen Herzinfarkt bekommt, ist bei einem Marathon gut aufgehoben. Die Chance zu überleben, liegt bei 50-75 % gegenüber sonst 15 %.” Sicherer bist Du also nur, wenn Du Dich aus anderen Gründen sowieso schon im Krankenhaus befinden solltest…
Die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin veröffentlichte im Jahr 2005 einen Artikel über den Plötzlichen Herztod im Sport, in dem Forschungsergebnisse über die Risiken in den einzelnen Sportarten veröffentlicht wurden. Unsere Top5 Liste der “gefährlichsten” Sportarten für unser Herz:
- Triathlon
- Basketball
- American Football
- Fußball
- Laufen
Fairerweise muss man dazu sagen, dass alle anderen möglichen Todes- und Verletzungsursachen hier nicht mit betrachtet wurden. Die Anzahl “regulärer” Sportverletzungen an Sehnen, Muskeln und Gelenken sind bei Sportarten wie Basketball, Football und Fußball deutlich höher als beim Laufen.
Interessanterweise besteht auch für Zuschauer, die eine spannende Fußballübertragung verfolgen, ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte (vgl. Stern, 2008, Herzinfarkt beim Elfmeterschießen).
Laufen macht gesund, aber nicht unsterblich.
Grundsätzlich ist es sicher sinnvoll, wenn Du Dich vor einem Marathon-Wettkampf bei Deinem Arzt auf mögliche Herzfehler untersuchen lässt. Ich habe das selbst vor einigen Jahren getan.
Die positiven Effekte des Lauftrainings auf die Gesundheit überwiegen meiner Meinung nach alle Risiken (Wikipedia über Laufsport):
- Gewichtskontrolle.
- Stärkung des Herz-Kreislaufsystems.
- Kräftigung des Bewegungsapparates.
- Psychische Ausgeglichenheit.
- Dynamische Belastung der Rückenmuskulatur.
- Dehnung des Brustkorbes.
- Stärkung des Immunsystems und geringere gefühlte Belastung bei Krankheiten wie Grippe und Erkältung.
“Das Leben ist von vorneherein tödlich,” sagte damals mein Erdkundelehrer – Herr Grimm, wenn Sie wüssten dass ich Sie hier zitiere …
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