Heißhunger stoppen – und zwar auf eine gänzlich ungewöhnliche Weise.
Wie beeinflusst das Bild, das wir uns von der Welt in der wir leben machen, unseren Appetit?
Gefühlte 80 % aller Nachrichten im Fernsehen, der Presse und einschlägigen Internet-News-Portalen sind negativ.
Ich habe oft den Eindruck, dort tobt ein immerwährender Wettkampf um diejenigen Berichte, die am besten dazu geeignet sind, Menschen zu verängstigen und einzuschüchtern.
Als gäbe es ein ungeschriebenes Gesetz, Headlines müssten negativ sein.
Kann es sein, dass unsere Wahrnehmung der Welt, unsere Realität, auch einen messbaren Einfluss auf unsere Gesundheit, auf unser Essverhalten – und damit auch auf unseren Traumkörper hat?
Forscher: In „schweren Zeiten“ greifen wir zu Kalorienbomben
Wie beeinflusst die Wahrnehmung der eigenen Umwelt unser Essverhalten? Diesen Fragen gingen Forscher der University of Florida in einer kürzlich veröffentlichten Studie auf den Grund. Dazu stellten sie zunächst die These auf, dass Menschen, die ihre Umwelt als „schwierig“ empfanden ebenfalls mit dem unterbewussten Gefühl lebten, Nahrung sei knapp und im Resultat mehr energiereiche Lebensmittel äßen.
Anders formuliert: Essen Menschen, die viel negativen Informationen ausgesetzt sind, kalorienreicher?
Die Wissenschaftler führten mehrere Testreihen durch, in denen sie die Probanden zunächst mit Postern oder Computerbildschirmen konfrontierten, die entweder
- schlechte,
- neutrale oder
- positive
Worte zeigten.
Im zweiten Schritt durften die Teilnehmer sich aus zwei Schüsseln mit M&M’s bedienen. Obwohl beide Gefäße die gleichen Süßigkeiten enthielten, wurde der Inhalt durch die Forscher anders angepriesen. Den Probanden wurde weisgemacht,
- Schüssel 1 enthalte kalorienarme M&M’s mit herkömmlichen Zutaten, während
- Schüssel 2 eine spezielle, besonders mächtige M&M-Variante mir äußerst seltenen Zutaten beinhalte.
Das überraschende Ergebnis der Untersuchung: Probanden, die sich zuvor Begriffen wie „Elend“, „Not“ oder „Überleben“ ausgesetzt sahen, griffen deutlich häufiger zu den vermeintlichen M&M-Kalorienbomben in Schüssel 2.
Der Genuss selbst, so die Wissenschaftler, sei also nicht der einzige Grund, warum Menschen zu energiereichen Lebensmitteln greifen. Ein weiterer Grund läge darin, dass Menschen für „schlechte Zeiten“ vorsorgen wollen.
Heißhunger stoppen? Informations-Diät!
Okay verstanden: Schlechte Nachrichten im Übermaß können letztlich dazu führen, dass wir Heißhunger auf süße Kalorienbomben bekommen.
Was also tun?
Anthony Salerno, einer der beiden Autoren der Studie, empfiehlt, auf Informations-Diät zu gehen und einige Wochen komplett darauf zu verzichten, Nachrichten zu konsumieren.
Ich mag den Gedanken!
Dabei ist die Info-Diät nicht neu, ich erfuhr von dieser Idee erstmals, als ich vor gut 3 Jahren Timothy Ferriss Buch „Die 4-Stunden-Woche“ las.
Mich faszinierte die Idee damals so sehr, dass ich – zunächst für 30 Tage – völlig auf jegliche Narichtenmedien verzichtete. Für mich war das einerseits ein großer Schritt – ich hing bis dato täglich an der „Nadel“ von F.A.Z. & Co. Andererseits war es eine unglaublich positive und befreiende Erfahrung.
Und seither ist aus dieser „Diät“ für mich eine Art Lifestyle geworden, der mir viel Raum für die Dinge gebracht hat, die ich für wesentlich wichtiger im Leben halte, als möglichst ohne Zeitverzug über die (größtenteils negativen) Dinge informiert zu sein, die gerade in der Welt passieren.
Heute selektiere ich bewusst die Nachrichten, die mich
- begeistern,
- motivieren,
- näher an mein Ziel führen,
- zum Lachen bringen,
- mir helfen, eine aktuelle Herausforerung zu meistern,
- positiv sind,
- sich gut „anfühlen“.
Darunter fallen für mich – Überraschung! – z.B. Nachrichten zu den Themen Kraftraining, Laufen, Fitness, Ernährung, Psychologie & Motivation.
Nachrichten aus Politik, Zeitgeschehen, Boulevard und Wirtschaft „konsumiere“ ich seitdem nur noch sehr wohldosiert. Eine Erfahrung, die ich gemacht habe ist, dass es so gut wie unmöglich ist, den Informationen aus den Daily News, die „man“ wissen muss, aus dem Weg zu gehen: Ein Bekannter, Freund oder Kollege wird darüber berichten. Notfalls genügt eine gezielte Frage beim gemeinsamen Essen á la „Welche aktuelle Nachrichten-Meldung beschäftigt Dich am meisten?“
Erkenntnisse aus 30 Tagen ohne Nachrichten
Mir hat die Infomations-Diät drei wesentliche Aha-Erlebnisse und neue Perspektiven beschert:
- Sind Nachrichten ein Spiegel der Welt? Nein! Die täglichen Nachrichten geben nur einen Teil der Realität wieder, der überwiegend negativ ist. Das Spotlight übergeht dabei die vielen schönen Dinge, die tagtäglich in unserer Welt passieren und hebt Missstände, Katastrophen und Unglücke hervor, die wir zu 99% nicht selbst beeinflussen können.
- In welcher Welt lebst Du? Glaubst Du, dass die Welt, in der wir leben eine gute oder eine schlechte ist? Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Antwort auf diese Frage eine Entscheidung ist.Für mich ist es die Entscheidung für ein glücklicheres, entspannteres Leben: Die Welt ist gut!Diese Grundannahme ist für mich keinesfalls naiv. Sie beeinflusst die Art und Weise, mit der ich Menschen zuerst begegne: Nicht misstrauisch, zurückhaltend und argwöhnisch, statt dessen freundlich, offen und neugierig.
- Weniger Nachrichten = Mehr Zeit. Wieviel Zeit verbringst Du tagtäglich mit dem Konsum von Nachrichten? Welchen konkreten (=messbaren) Nutzen ziehst Du daraus? Wie beeinflussen diese Informationen die Entscheidungen, die Du triffst, um Dein Ziel zu erreichen?Für mich bedeutete das Absetzen der Informations-Droge vor allem eines: mehr Zeit! Mehr Zeit fürs Training, mehr Zeit zum Kochen, für Freunde, für den Aufbau von MarathonFitness, kurzum für die Dinge die mir wirklich wichtig sind.
An dieser Stelle würden die Wissenschaftler der University of Miami sicher noch einen vierten Punkt ergänzen:
„Heißhunger stoppen? Kein Problem!“
Fazit: Wann gehst Du auf Diät?
Mehr Zeit, mehr Entspannung, mehr Glück, mehr Fokus auf die wichtigen Dinge im Leben – all das verspricht die 30-tägige Informations-Diät.
Das bedeutet übrigens nicht völlige Abschottung und Informationsverzicht. Eine gute Diät ist ja auch nicht gleich Totalverzicht auf Nahrung, vielmehr geht es darum, die besten, gesündesten und gleichzeitig leckersten Lebensmittel zu einer Gesamtkomposition zusammenzustellen, die Deinen Körper zu Hochform auflaufen lässt.
Die Informations-Diät gibt Dir die richtige (hoffentlich überwiegend positive) Nahrung für Deinen Geist. Sie lässt Dich dessen bewusst werden, was Dir wirklich wichtig ist – und, was Dir guttut. Gesundes Denken führt zu einem gesunden Körper – und „gute Nachrichten“ lassen den Appetit auf Kalorienreiches verschwinden, wie wir jetzt wissen.
Wie wär’s wenn Du ab morgen früh einmal die Tageszeitung aus der Hand legst, und statt dessen mehr Zeit mit Deinem Partner verbringst, ein leckeres Frühstück zubereitest oder ein knackiges Morgen-Workout einschiebst? Vielleicht nutzt Du die Zeit auch, um Dich mit Dingen zu beschäftigen, die Dir deutlich bessere Gefühle machen, als die neuesten Wirtschaftszahlen oder Unglücksmeldungen von der anderen Welthalbkugel?
Und vielleicht stellst Du fest, dass Du ganz nebenbei Deinen Heißhunger stoppen konntest …?
Bildquellen
Fotos im Artikel “Ungewöhnliche Studie Heißhunger stoppen”: „You wish to join the Dark Side?“ von Chris Isherwood (CC BY-SA 2.0) via Flickr, „bunt“ von westpark (CC BY-NC-ND 2.0) via Flickr, „Death By Chocolate“ von JD Hancock (CC BY 2.0) via Flickr, „Calming The Storm“ von JD Hancock (CC BY 2.0) via Flickr